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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander - Страница 46


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Catherine sagte in seine Gedanken:»Mit Somervells Tod andert sich fur uns nichts, Liebster. «Bolitho nickte. Catherine war frei, aber er nicht. Belinda wurde in eine Scheidung niemals einwilligen.»Ich werde bei dir bleiben und dir helfen«, versprach er.

«Er hatte kaum Verwandte. Und die auch nur in Ubersee.»

«Aber Freunde bei Hofe hatte er«, sagte Bolitho. Ihm fiel auf, da? sie ungern Somervells Namen nannte.

Sie nickte.»Allerdings war der Konig ungehalten uber seine wilden Launen und seine Spielsucht. Er hat alles verspielt, was ich je besa?. Und nun werde ich erben, was von seinem Besitz noch ubrig ist. Seltsam, nicht wahr?»

Nachmittags traf Jenour ein, au?er Atem und schmutzbespritzt. Er hatte sechs Pferde auf dem Weg von Southampton nach London mude geritten, nachdem er dort von Lord Brownes Tod gehort hatte.»Mein Platz ist jetzt wohl bei Ihnen«, sagte er zu Bolitho.»Ich wei?, wie sehr Sie ihn geschatzt haben.»

Catherine war in Yovells Begleitung zu Somervells Notar gegangen und hatte Bolitho nicht mitnehmen wollen. Sie war also wieder frei und vielleicht sogar finanziell unabhangig, wenn Somervell Besitztumer hatte. Ob da Falmouth bei seiner haufigen Abwesenheit wirklich ein Ersatz fur das Leben war, das sie in London kannte — und sich vielleicht wieder wunschte? Und was blieb ihr, wenn er fiel? Vorsichtig beruhrte er sein linkes Auge.

«Was kann ich fur Sie tun, Sir Richard?»

Bolitho hatte Jenour fast vergessen.»Wir brechen nach Chatham auf, zu unserem neuen Flaggschiff. Und dann mussen wir noch zur Kriegsgerichtsverhandlung gegen Kapitan Varian. Er hat uns im Stich gelassen, genau wie er damals Poland auf Jamaika im Stich lie?.»

Jenour nickte.

Die Tur offnete sich, ein Bote brachte Nachricht von Dr. Rudolf Braks, dem Augenarzt, da? sich Bolitho am nachsten Morgen um zehn Uhr bei ihm einfinden solle. Es wirkte mehr wie ein Befehl als wie eine Einladung.

Fur Jenour klang der Name Braks auslandisch. Woher kannte er ihn? Sein Vater hatte ihn einmal erwahnt — aber in welchem Zusammenhang?

Bolitho bedankte sich mit einem Trinkgeld. Als er Catherine kurz darauf zuruckkehren horte, bat er Jenour:»Erwahnen Sie Braks nicht gegenuber Lady Catherine. Sie hat genug Probleme, um die sie sich jetzt kummern mu?.»

Sie begru?te Jenour herzlich und umarmte Bolitho.»War es schlimm?«fragte er.

Sie hob die Schultern.»Noch nicht. Der Bericht des Arztes ging an die Behorden, und da beide Duellanten gefallen sind, kann niemand angeklagt werden. «Als Jenour das Zimmer verlassen hatte, fuhr sie fort:»Ich wei?, was du jetzt befurchtest, Richard, und wenn ich dich nicht so sehr liebte, ware ich verargert. Du hast mich aufgenommen, als ich keinen Penny besa?, jetzt kann ich auch etwas fur dich tun, Liebster. «Sie blickte ins Kaminfeuer.»Wir mussen bald aufbrechen. Ich werde dieses Haus vermissen, von dem die Welt so weit entfernt war. «Sie schaute aus dem Fenster; immer noch rann Regen uber die Scheiben.»Aber hier ist es dunkel geworden.»

Der Tag von Somervells Trauerfeier endete schneller, als beide dachten. In dem gro?en Haus am Grosvenor Square gingen Leute ein und aus, die sie kaum kannten, Freunde des Toten und Neugierige, die einen Blick auf die Leiche und Catherine werfen wollten.

Der Arzt, der an Olivers Totenbett gestanden hatte, war ebenfalls zugegen und fragte die Witwe, ob sie den Toten noch einmal sehen wolle.

Catherine schuttelte den Kopf.»Ich habe gewi? manche Fehler, aber eine Heuchlerin bin ich nicht!»

Es gab nur einen bosen Zwischenfall, als der letzte Besucher des Tages gemeldet wurde: Oberst Collyear von der Koniglichen Gardekavallerie. Er war ein gro?er, arroganter Soldat mit grausamem Mund.»So sehen wir uns also doch noch mal«, sagte er zu Lady Catherine.»Ich fande es grotesk, Ihnen mein Beileid auszusprechen. Doch der Anstand verlangt, da? ich Ihrem toten Gatten einen letzten Gru? entbiete.»

Dann bemerkte er Bolitho und fuhr in demselben uberheblichen Ton fort:»Zuerst dachte ich, Sie seien sein Gegner gewesen, Sir. In dem Fall hatte ich Sie gefordert.»

Ruhig antwortete Bolitho:»Sie finden mich jederzeit bereit, falls Sie es wagen sollten, mich oder diese Dame zu beleidigen. Zwingen Sie mich nicht dazu, den Ernst dieses Tages zu vergessen.»

Catherine sagte nur:»Bitte gehen Sie. Jedes weitere Wort ware zuviel.»

Sporen und Sabel klirrten, als der Mann sich steif verabschiedete.

Bolitho mu?te an den Ersten Offizier der Hyperion denken, der mit dem Schiff untergegangen war. Leutnant Parris war verwundet worden und hatte sich erschossen, um nicht unter das Messer des Chirurgen zu kommen. Aber zuvor hatte er ihm noch seine unselige Leidenschaft fur Somervell gestanden. Der arrogante Oberst Collyear war sicherlich auch so ein Mannerfreund des Viscount gewesen.

Jenour lehnte an einer Saule.»Ist sein Steward noch im Haus?«fragte ihn Catherine.

«Ja, Mylady. Ich fand ihn in seinem Zimmer, weinend.»

«Geben Sie ihm sein Geld und schicken Sie ihn weg. Ich mochte ihn nicht mehr im Hause haben. «Sie wandte sich an Bolitho.»Dieses Haus gehort nun mir, aber mein Heim wird es nie. «Sie ku?te ihn.»Ich konnte dich hier nicht umarmen.»

Als die Diener Stroh auf der Stra?e ausgebreitet hatten, um den Larm vorbeirollender Kutschen zu dampfen, und die Haustur abgeschlossen war, sa?en beide immer noch vor dem Kaminfeuer, das langsam vergluhte.

Ozzard legte spater Holz nach, sah, da? beide auf der Couch unter Bolithos schwerem Mantel ruhten, und verlie? den Raum. In der Kuche stie? er auf Allday.

«Trink einen Schluck mit«, schlug der Bootssteurer vor.»Ubrigens, du bist doch ein gelehrter Mann…»

«Wieso?«Ozzard verbarg seine Uberraschung. Ahnte Allday etwas, wu?te er gar, was damals im Haus des Schreibers geschehen war?

«Ich habe hier ein Buch gefunden uber Schafzucht. Lies mir daraus vor.»

Der gro?e Bootssteurer und der kleine Diener lie?en sich am Kuchentisch nieder.

XV Ein letzter Dienst

Kapitan Valentine Keen sah aufmerksam uber sein neues Schiff, drehte sich dann um und ging nach achtern, wo im Schutz des Achterdecks hohe Offiziere und Herren der Admiralitat auf ihn warteten. Black Prince, ein Linienschiff mit vierundneunzig Kanonen, hatte drei Monate fruher als geplant in Dienst gestellt werden konnen. Jetzt mu?ten nur noch die letzten Formalitaten erledigt werden, dann unterstand dieser riesige Dreidecker ganz seinem Kommando.

Nebenan ankerte ein Linienschiff, das mit seinen vierundsiebzig Kanonen so gro? war wie die alte Hyperion, die ihnen damals so gewaltig vorgekommen war. Jetzt wirkte der Ankerlieger neben der Black Prince klein. Ob sein neues Schiff wohl so gut segeln und manovrieren wurde wie das alte?

Keen dachte daran, da? in dieser Werft vor vierundsiebzig Jahren auch Nelsons alte Victory auf Kiel gelegt worden war. Was mochte aus der Navy in den nachsten vierundsiebzig Jahren wohl werden? uberlegte er. Dann luftete er gru?end den Hut vor dem Hafenadmiral und nahm Haltung vor Bolitho an.»Das Schiff ist bereit, Sir Richard!«Er wartete, spurte hinter sich die Stille, wo Offiziere und Mannschaften angetreten waren, um an der offiziellen Ubergabe der Black Prince teilzunehmen. Auf nahen Mauern und Hellingen sa?en Dockarbeiter im kalten Wind. Sie konnten mit Recht stolz auf ihre Arbeit sein.

Diesen Stolz gab es bei der Besatzung noch nicht. Einige Leute waren ihm uberstellt worden von Schiffen, die hier zur Reparatur lagen oder neu ausgerustet wurden. Aber den gro?ten Teil hatten die Pre?kommandos aus dem nahen Binnenland und aus kleinen Hafen gebracht: Abschaum, Herumtreiber, die durch gutes Beispiel oder Brutalitat erst zu Seeleuten gemacht werden mu?ten.

Bolitho sah mude aus und erschopft. Das Gefecht auf der Truculent hatte viel von ihm gefordert. Keen konnte sich gut vorstellen, wie Bolitho seinen hohen Rang vergessen hatte, um das Schiff anstelle des gefallenen Kapitans zu fuhren. Er hatte mit Bolitho schon auf so vielen Schiffen gedient, da? er sich fragte, wie der Admiral all die Gefahren bisher uberlebt hatte.

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