Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander - Страница 44
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Bolitho blieb an der Pforte stehen und luftete gru?end seinen Hut zum Achterdeck. Von morgen an mochte er das Schiff mit ganz anderen Augen sehen.
Er wu?te, da? Herrick ihn besorgt beobachtete — entweder weil er befurchtete, er konne wegen seiner beeintrachtigten Sehkraft stolpern, oder weil er wu?te, da? seine Aufrichtigkeit zu einer Entfremdung zwischen ihnen gefuhrt hatte.
Kapitan Francis Inch beugte sich uber die Seekarte und zupfte mehrmals an seinem linken Ohrlappchen, was er oft tat, wenn er uber seinen nachsten Schritt nachdachte. Heli-con stampfte unangenehm im groben Seegang, den der zunehmende Wind aufwuhlte. Es war fast Mittag, doch ein dicker werdender Dunst, den selbst der Wind nicht vertreiben konnte, hatte die Sicht auf wenige Meilen reduziert.
Vor seinem inneren Auge sah Inch die Schiffe vor sich: Dispatch direkt achteraus und Icarus ein undeutlicher Schemen am Ende der Linie. Inch ha?te das unbestandige Wetter. Der Wind war in den zwei Tagen, seit Bolitho das Geschwader verlassen hatte, umgesprungen und blies nun aus West, von Frankreich her.
Er studierte die Karte aufmerksamer und war sich der Gegenwart der beiden anderen Kommandanten, die schweigend ihren Wein tranken, sehr bewu?t.
Zweihundert Meilen sudwestlich von Toulon, und schon mu?ten sie sich in einem aufkommenden Sturm abqualen. Wenn der Wind nicht bald umschlug oder nachlie?, mochten sie von ihrer Station abgetrieben oder gar so weit zerstreut werden, da? sie den Kontakt verloren.
Er dachte an die kleine Brigg Rapid, die den anderen Schiffen weit vorauslief. Inch nahm sie hart ran, beneidete aber ihren Kommandanten Kapitan Quarrell mehr, als er sich eingestehen mochte. Quarrell hatte wenigstens Bewegungsfreiheit, wahrend sie sich schwerfallig und langsam mit dem Sturm herumschlugen, auf Station blieben. Er sah auf und gewahrte durch die Heckfenster Schaumkronen.
«Ich mu? bald aufbrechen«, sagte Kapitan Houston.»Sonst finde ich in diesem Wetter mein Schiff nie wieder.»
Montresor von der Dispatch bemerkte:»Solange der Wind so bleibt, konnen wir nichts unternehmen.»
Inch schaute sie ungeduldig an. Negative Einstellung. Keiner war bereit, uber das Naheliegende hinauszusehen. Montresor entpuppte sich als guter Kommandant, schien sich aber von dem sauerlichen Houston leiten zu lassen.
Letzterer sagte:»Ich halte es fur Wahnsinn, unsere einzige Fregatte zu einem wilden Tauschungsmanover auszuschicken, obwohl wir sie doch hier brauchen. «Von Inchs Schweigen ermuntert, fuhr er fort: «Rapid allein ist mit der Suche nach den Franzosen uberfordert.»
Inch sah sich in der Kajute um. Trotz der Gemalde, die er aufgehangt hatte, wirkte sie noch immer franzosisch. Die Bilder stellten landliche Szenen dar, Bache und Wiesen, Kirchen und Bauernhofe seiner Heimat Dorset. Er dachte an Hannah, seine Frau. Sie hatte ihm bereits einen Sohn geschenkt, und das zweite Kind war unterwegs. Konnte sie sich eigentlich vorstellen, was er tat?
«Vizeadmiral Bolitho hat uns Barracoutas Aufgabe erklart«, sagte er.»Ich vertraue seinem Urteil.»
«Aber sicher«, meinte Houston und lachelte Montresor schief an.»Wir kennen ihn halt nur noch nicht so lange wie Sie.»
Inch setzte ein gefahrliches Grinsen auf.»Er hat mir bis zu seiner Ruckkehr das Kommando ubergeben. Das sollte Ihnen reichen.»
Houstons Lacheln schwand bei Inchs neuem Tonfall.»Ich wollte keine Kritik an seinen Uberlegungen uben. Es geht nur.»
«Gut. «Inch lauschte dem Achzen der Balken, dem fernen Knallen der Segel, als das Schiff vom Wind gekrangt wurde. Bolitho fehlte ihm. Er schien immer in der Lage zu sein, die Plane des Feindes vorauszusagen, und Inch hatte nie erlebt, da? er die Tricks der Franzosen unterschatzte.
«Vielleicht sollten wir uns mit Nelsons Geschwader vor Toulon in Verbindung setzen«, sagte Houston.»Mag sein, da? er wei?, worum es geht. Ich glaube noch immer, da? das Ziel der Franzosen Agypten ist. Wir haben Napoleon einmal bei Abukir geschlagen, aber vielleicht will er es noch mal versuchen. «Er stand auf uid wiegte sich mit den Bewegungen des Decks.»Nun mu? ich mich empfehlen.»
Inch nickte bedauernd. Es gab noch viel zu besprechen, doch Houston hatte recht: Wenn das Wetter sich weiter verschlechterte, wurde er nie zu seinem Schiff zuruckfinden.
Er horte eine ferne, wie verlorene Stimme aus dem Rigg.
Montresor sagte:»Der Ausguck hat etwas gesichtet. «Er schuttelte sich.»Kein guter Tag fur Uberraschungen.»
Es klopfte an. Inchs Erster Offizier war personlich gekommen.»Signal von Rapid, Sir: Schiff im Nordwesten gesichtet.»
Er warf den anderen einen Blick zu.»Der Wind wird immer starker. Soll ich mehr Segel wegnehmen lassen?«Inch zupfte sich am Ohr.»Nein. Lassen Sie die Herren hier zu ihren Booten bringen. Danach mochte ich an Rapid signalisieren, ehe sie au?er Sicht kommt.»
Als der Leutnant hinwegeilte, wandte er sich an die anderen.
«Da? Rapid bei diesem Wetter ein blo?es Fischerboot meldet, ist ausgeschlossen. «Er sah zu, wie seine Worte ihre Wirkung taten.»Bleiben Sie also gut auf Station hinter Helicon und bereiten Sie sich auf ein Gefecht vor.»
Montresor starrte ihn an. Er war noch nicht lange genug Kommandant, um seine Gefuhle verbergen zu konnen.»Glauben Sie wirklich, da? es ein Franzose ist?»
Inch dachte an Bolitho. Wie hatte er die Lage dargestellt?
«Ja. Der Wind steht gunstig fur sie, ungunstig fur uns. «Er hob die knochigen Schultern.»Wir mussen unseren Auftrag erfullen, dazu sind wir hier.»
Die beiden Kommandanten verlie?en das Schiff mit ungebuhrlicher Hast. Helicon drehte so kurz wie moglich bei, um sich dann wieder gegen die schweren Brecher zu stemmen.
Inch warf einen Blick auf den Kompa?: Nordost zu Ost. Gischt prasselte in Luv uber die Netze und lie? die Manner der Wache fluchen. Savill, sein Erster Offizier, uberschrie den Wind:»Der Ausguck meldet, da? Rapid das Signal immer noch gesetzt hat, Sir. «Er schien freudig erregt.
Inch dachte nach. Das bedeutete vermutlich, da? Quarrell mit einem weiteren fremden Schiff rechnete.
«Signal von Dispatch, Sir: Kommandant ist wohlbehalten an Bord.»
Inch grunzte und dachte besorgt an Houstons Boot, das sich weiter muhsam zur Icarus qualte.
Der Ausguck schrie:»Neues Signal von Rapid, Sir! Im Nordwesten zwei Schiffe in Sicht!»
Inch schaute seinen Ersten Offizier an. Zwei Schiffe? Zu Nelsons Flotte konnten sie so weit sudlich im Golfe du Lion nicht gehoren. Und bei diesem Wetter wurde bestimmt kein Handelsschiff die Blockade durchbrechen, schon gar nicht in Begleitung eines zweiten.
Houston hatte recht gehabt: Barracouta mochte den Ausschlag geben, wenn sie jetzt zur Stelle gewesen ware.
«Diesmal meinen die Franzosen es wohl ernst, Mr. Savill. Setzen Sie bitte mehr Segel. Ich beabsichtige, zu Rapid aufzuschlie?en. «Er nahm ein Teleskop und ging aufs Huttendeck, um Ausschau nach Icarus zu halten. Doch im nassen Nebel achteraus war nichts zu erkennen; selbst Dispatch wurde von ihm eingehullt. Gott, mu?te das ausgerechnet jetzt passieren? Er fuhr den Midshipman, der ihm wie ein Hundchen gefolgt war, an:»Signal ans Geschwader: >Mehr Segel setzen<.»
Die Signalflaggen wirkten vor den tiefen Wolken sehr bunt.
Nun hatte er seine Chance. Zur Abwechslung brauchte er sich mal nicht nach den Anweisungen vom Flaggschiff zu richten. Diesmal hatte er selbst den Befehl. Wenn er Hannah davon erzahlte, wurde sie ihn mit ihren veilchenblauen Augen bewundernd anschauen. Bolitho verwundet und mit Keen nach Malta gerufen: absurd, da? man ihn wegen dieses dummen Verfahrens vom Geschwader wegbeordert hatte. Doch ganz gleich, was die Grunde waren: Francis Inch befehligte vorubergehend das Geschwader. Ihm war, als sei plotzlich eine schwere Last von ihm genommen. Jetzt hatte er keine Zweifel mehr und wu?te, da? er furchtlos in das Gefecht gehen konnte.
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