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Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen - Страница 3


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Tschau, Ron

Harry stellte das Taschenspickoskop auf den Nachttisch, wo es auf seinem spitzen Stander reglos im Gleichgewicht blieb und die Leuchtzeiger seines Weckers spiegelte. Eine Welle betrachtete er es glucklich, dann griff er nach dem Packchen, das Hedwig gebracht hatte.

Auch darin war ein Geschenk eingewickelt sowie eine Karte und ein Brief, diesmal von Hermine.

Lieber Harry,

Ron hat mir geschrieben und von seinem Anruf bei Onkel Vernon berichtet. Ich hoffe, es geht dir gut und sie haben deine Knochen heil gelassen.

Ich verbringe die Ferien in Frankreich und wu?te nicht, wie ich dir diesen Brief schicken sollte – was, wenn sie ihn am Zoll offnen wurden? – Doch dann tauchte Hedwig auf! Ich glaube, sie wollte sichergehen, da? du zur Abwechslung mal was zum Geburtstag bekommst. Ich hab dein Geschenk beim Eulenexpress bestellt, im Tagespropheten war eine Anzeige. (Ich hab ihn abonniert, um mich uber die Zaubererwelt auf dem Laufenden zu halten.) Hast du dieses Bild von Ron und seiner Familie gesehen, das sie vor einer Woche gebracht haben? Ich wette, er lernt eine Menge, ich bin ganz neidisch – diese alten agyptischen Zauberer sind wirklich faszinierend.

Auch hier in der Gegend haben sie eine spannende Hexereivergangenheit. Ich habe meinen Aufsatz zur Geschichte der Zauberei vollig umgeschrieben und einiges von dem eingebaut, was ich herausgefunden habe. Ich hoffe, er ist nicht zu lang geworden – zwei Rollen Pergament mehr, als Professor Binns verlangt.

Ron sagte, er sei in der letzten Ferienwoche in London. Kannst du auch kommen? Werden dein Onkel und deine Tante es erlauben? Ich hoffe sehr, es klappt – wenn nicht, sehen wir uns am ersten September im Hogwarts-Express. Alles Liebe,

Hermine

PS: Ron schreibt, Percy sei jetzt Schulsprecher. ich wette, der ist ganz aus dem Hauschen. Ron scheint daruber nicht besonders glucklich zu sein.

Schmunzelnd legte Harry Hermines Brief beiseite und nahm ihr Geschenk in die Hand. Es war sehr schwer. Er kannte Hermine und sicher war es ein gro?es Buch voll schwieriger Zauberspruche – aber nein. Sein Herz fing machtig an zu hupfen, als er das Papier abri? und ein schmales schwarzes Ledertaschchen zum Vorschein kam, auf das silberne Lettern gedruckt waren: Besenpflege-Set.

»Mensch, Hermine!«, flusterte Harry und zog den Rei?verschlu? auf

Das Taschchen enthielt eine gro?e Flasche Fleetwoods Hochglanzpolitur, eine silbrig schimmernde Reisig-Knipszange, einen winzigen Messingkompass, den man fur lange Reisen an den Besen klemmen konnte, und ein Do-it-yourself-Handbuch der Besenpflege.

Es gab noch etwas au?er seinen Freunden, das Harry in den Ferien heftig vermi?te, und das war der beliebteste Sport in der Zaubererwelt – Quidditch, hochgefahrlich, au?erst spannend und gespielt auf fliegenden Besen. Zudem war Harry ein begnadeter Quidditch-Spieler; er war einer der jungsten seit hundert Jahren, die fur eine der Hausmannschaften von Hogwarts aufgestellt worden waren. Und besonders stolz war er auf seinen Rennbesen, einen Nimbus Zweitausend.

Harry legte das Ledertaschchen beiseite und hob sein letztes Packchen hoch. Er erkannte das fahrige Gekrakel auf dem braunen Papier sofort – es stammte von Hagrid, dem Wildhuter von Hogwarts. Er ri? die obere Lage des Papiers ab und sah darunter etwas Grunes und Ledriges, doch bevor er es richtig auswickeln konnte, begann das Packchen merkwurdig zu zittern und was immer darin war, schnappte laut – als ob es kraftige Bei?werkzeuge hatte.

Harry erstarrte. Er wu?te, da? Hagrid ihm nie absichtlich etwas Gefahrliches schicken wurde, allerdings hatte der Wildhuter seine eigenen Auffassungen von dem, was gefahrlich war. Hagrid hatte sich immerhin schon mit Riesenspinnen angefreundet, heimtuckische, dreikopfige Hunde von zwielichtigen Gestalten in Wirtshausern gekauft und heimlich verbotene Dracheneier in seiner Hutte ausgebrutet.

Harry klopfte nervos gegen das Packchen. Aus dem Innern kam erneut ein lautes Schnappen. Er nahm die Lampe vom Nachttisch, packte sie fest mit der einen Hand und hob sie uber den Kopf bereit zum Zuschlagen. Dann nahm er das restliche Packpapier in die Hand und ri? es herunter.

Und heraus fiel – ein Buch. Harry hatte gerade noch Zeit, einen Blick auf den hubschen grunen Umschlag zu werfen, auf dem in goldenen Lettern der Titel Das Monsterbuch der Monster prangte, da stand es auch schon halb aufgeklappt auf den Randern und klappte seitlich uber das Bett hinweg wie ein widerlicher Krebs.

»Urrgh«, murmelte Harry.

Gerauschvoll fiel das Buch vom Bett und schlurfte rasch durch das Zimmer. Harry folgte ihm vorsichtig. Das Buch versteckte sich im Dunkeln unter seinem Schreibtisch. Harry flehte zum Himmel, da? die Dursleys noch tief schlafen mochten, lie? sich auf die Knie nieder und streckte die Hand nach dem Buch aus.

»Autsch!«

Das Buch klatschte zu und klemmte seine Hand ein, dann hoppelte es eilig auf dem Umschlag an ihm vorbei. Harry wirbelte herum, warf sich mit einem Sprung auf das Buch und pre?te es flach auf den Boden. Im Zimmer nebenan lie? Onkel Vernon ein lautes, schlaftrunkenes Grunzen ertonen.

Hedwig und Errol beobachteten interessiert, wie Harry das widerspenstige Buch fest unter den Arm klemmte, zur Kommode hinubersturzte, einen Gurtel herauszog und ihn stramm um das Buch schnurte. Das Monsterbuch zitterte zornig, doch es konnte jetzt nicht mehr klappen und schnappen. Harry warf es aufs Bett und hob Hagrids Karte auf.

Lieber Harry,

herzlichen Gluckwunsch zum Geburtstag! Dachte, du konntest das im nachsten Schuljahr vielleicht nutzlich finden. Will hier nicht mehr verraten. Ich sag's dir, wenn wir uns sehen.

Ich hoffe, die Muggels behandeln dich anstandig. Alles Gute,

Hagrid

Harry kam es merkwurdig vor, da? Hagrid glaubte, ein bei?endes Buch wurde ihm nutzen, doch er stellte Hagrids Karte neben die Rons und Hermines und grinste noch ein wenig breiter. jetzt war nur noch der Brief aus Hogwarts ubrig.

Harry fiel auf, da? der Umschlag viel dicker war als sonst, ritzte ihn auf und zog die erste Seite Pergament heraus:

Sehr geehrter Mr Potter,

bitte beachten Sie, da? das neue Schuljahr am ersten September beginnt. Der Hogwarts-Express fahrt am Bahnhof King's Cross ab, elf Uhr, Gleis neundreiviertel.

Drittkla?lern ist es erlaubt, an bestimmten Wochenenden das Dorf Hogsmeade zu besuchen. Bitte geben Sie die beigefugte Zustimmungserklarung zur Unterschrift Ihren Eltern oder Ihrem Vormund.

Anbei auch eine Liste der Bucher fur das nachste Schuljahr.

Mit freundlichen Gru?en

Professor M. McGonagall

Stellvertretende Schulleiterin

PS: Professor Dumbledore und ich wunschen Ihnen einen frohlichen Geburtstag, Harry.

Harry nahm die Zustimmungserklarung fur Hogsmeade heraus und las sie durch. Das Grinsen war ihm vergangen. Es ware toll, an den Wochenenden ins Dorf zu konnen; er wu?te, da? dort nur Zauberer und Hexen lebten, und er war noch nie da gewesen. Doch wie um alles in der Welt sollte er Onkel Vernon und Tante Petunia uberreden, die Erlaubnis zu unterschreiben?

Er sah auf den Wecker. Es war jetzt zwei Uhr morgens.

Harry beschlo? sich uber die Erlaubnis fur Hogsmeade Gedanken zu machen, wenn er aufwachte, stieg wieder ins Bett und streckte die Hand aus, um ein weiteres Kreuzchen auf dem Kalender zu machen, den er sich gebastelt hatte, um die verbleibenden Tage bis zur Ruckkehr nach Hogwarts zu zahlen. Dann nahm er die Brille ab, legte sich hin und sah mit weit geoffneten Augen auf seine drei Geburtstagskarten.

Mochte er auch ein hochst ungewohnlicher Junge sein, in diesem Augenblick fuhlte sich Harry Potter genau wie jeder andere – zum ersten Mal im Leben einfach froh, da? er Geburtstag hatte.

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