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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 12


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Sie pullten um den Bug herum, der grimmige Blick der

Galionsfigur glitt uber sie hinweg. Schon mancher mu?te im Pulverdampf diese stechenden Augen gesehen und Furcht empfunden haben.

Haven war aufgeregt und besorgt.»Es tut mir leid wegen der Leichter, Sir Richard, aber ich hatte Sie noch nicht zuruckerwartet.»

Bolitho uberquerte das Deck mit gesenktem Blick. Er wollte sich an den Schatten in der Kajute gewohnen.

«Macht nichts. «Da Haven Imrie mit Mi?trauen betrachtete, fugte er hinzu:»Der Commander ist mein Gast.»

Unten hatten die Leic hter festgemacht, ungeschlachte Fahrzeuge mit flachem Boden und offenen Rumpfen, in denen Reihen von Wasserbehaltern standen. Eine ganze Menge war bereits mit Flaschenzugen hochgeholt und in der Hyperion verstaut worden. Parris, der Erste Leutnant, stutzte sich mit einem Bein am Lukenrand ab und sah zu, wie der hakennasige Zahlmeister Sheargold jeden Behalter kontrollierte, bevor er ubernommen wurde. Bolitho wollte sich gerade umdrehen, als ihm etwas auffiel.

«Dieser Leichter liegt noch auf ebenem Kiel, nicht schief, obwohl die Fasser jetzt alle auf einer Seite stehen.»

Haven beobachtete ihn vorsichtig.»Die sind eben so gebaut, Sir. Nichts kann sie umkippen.»

Bolitho richtete sich auf und wandte sich an Imrie.»Da haben wir es, Imrie: eine flachgehende Plattform fur Ihre Morser.»

Er ignorierte das allgemeine Erstaunen.

«Jetzt mu? ich aber den Generalinspekteur begru?en.»

Der Sehr Ehrenwerte Viscount Somervell rakelte sich, von den einfallenden Sonnenstrahlen beschienen, in einem ledergepolsterten Sessel und horte aufmerksam zu. Diesmal war er in ein sehr helles Grun mit Brokatbesatz und Stickereien gekleidet, die jeden Prinzen beschamt hatten. Im grellen Licht wirkte er junger, knapp Mitte der Drei?ig. Bolitho bemuhte sich, nur an sein Vorhaben zu denken, aber trotzdem schien Catherine wie ein Schemen in der gro?en Kajute zu schweben und Vergleiche zwischen den beiden Mannern anzustellen.

Der Admiral trat zu den Heckfenstern und schaute auf einige Fischerboote hinaus. Die Reede war noch glatt und windstill, doch der Dunst trieb schon seewarts, und der Wimpel einer ankernden Brigg luftete sich hin und wieder in einem schwachen Hauch.

«Commander Price hatte die Angewohnheit. «sagte Bolitho und hielt inne, als erwarte er Somervells Einspruch oder bei?ende Kritik,». hatte die Angewohnheit, jenen Kustenstrich zu erkunden, an dem er schlie?lich mit Consort scheiterte. Er machte sich sorgfaltige Notizen von allem, was er sah, und durchsuchte oder zerstorte in der Folge etwa zwanzig feindliche Fahrzeuge. Wenn er Zeit gehabt hatte.»

Das war Somervells Stichwort.»Die war fur ihn abgelaufen. «Er beugte sich vor, ohne da? seine fahlen Augen im Sonnenschein blinzelten.»Und Sie haben wirklich diese geheime Angelegenheit mit einem. ah. mit Commander Imrie erortert?«Er sprach den Namen so gleichgultig aus wie ein Gutsherr den eines Landarbeiters.»Das schafft ein zusatzliches Risiko.»

Bolitho erwiderte:»Imrie ist ein intelligenter Offizier und diskret dazu. In den vorangegangenen Gesprachen mit meinen anderen Kommandanten gewann ich den Eindruck, da? sie erwarteten, ich wurde versuchen, die Consort — oder die Intrepido, wie sie jetzt hei?t — zuruckzuholen.»

Somervell pre?te die Fingerspitzen zusammen.»Sie haben Ihre Sache gut gemacht, Sir Richard.»

Ungeruhrt sprach Bolitho weiter.»Nur Imrie ahnte sofort, da? ich etwas anderes im Sinn hatte. Er wu?te, da? seine Thor fur derartige Unternehmen zu schwer und zu langsam ist.»

«Es beruhigt mich, da? Sie ihm nicht mehr gesagt haben.»

Bolitho blickte auf die Seekarte und argerte sich, da? Somervell ihn so leicht provozieren konnte.

«Jedes Jahr gehen Geleitzuge vom spanischen Festland ab, wobei jedes Schiff Riesensummen befordert. Die Kirche und die Armee haben den sudamerikanischen Kontinent schon lange vergewaltigt und geplundert, und jetzt braucht der Konig von Spanien noch mehr Gold. Seine franzosischen Herren wollen ihren Anteil.»

Somervell stand auf und ging wie beilaufig zur Karte. Alles, was er unternahm, sah gelangweilt und trage aus, doch sein Ruf als Fechter strafte das Lugen.

«Als ich hier ankam, auf Befehl Seiner Majestat«, er betupfte sich den Mund mit einem seidenen Taschentuch, als wolle er ein Lacheln verbergen,»hielt ich das Kapern eines spanischen Schatzschiffes lediglich fur einen Traum. Ich wei?, da? Nelson dabei viel Gluck gehabt hat, besonders auf See, wo eine derartige Beute noch schwerer aufzuspuren ist. «Sein Finger fuhr an der Kustenlinie entlang.»La Guaira ist gut befestigt. Sie werden die Consort dorthin gebracht haben.»

«Mit Respekt, Mylord, das bezweifle ich. La Guaira ist wohl das Tor zur Hauptstadt Caracas, aber nicht geeignet, ein Kriegsschiff neu herzurichten. Wahrscheinlich wird die Fregatte nach der Grundberuhrung Schaden davongetragen haben. «Ehe Somervell sich au?ern konnte, beruhrte Bolitho die Karte.»Hier, Mylord: Puerto Cabello, siebzig Meilen westlich, ware ein viel geeigneterer Ort.»

«Hm. «Somervell sah naher hin, und Bolitho entdeckte eine blaue Narbe unterhalb seines Ohrs. Das war haarscharf daneben gegangen, dachte er duster.

Der Viscount meinte:»Es liegt ziemlich nahe an Ihrem vorgesehenen Operationsgebiet. Ich bin noch nicht uberzeugt. «Er ging langsam durch die Kajute.»Price sah Schiffe vor Anker liegen, und nach meinen Informationen laufen die Schatzschiffe La Guaira an. Der Ort wird von mindestens drei Forts verteidigt und, wie Consort zu ihrem Schaden entdeckte, obendrein wahrscheinlich von beweglicher. Feldartillerie. «Er schuttelte den Kopf.»Mir gefallt das nicht. Wenn wir die Fregatte noch hatten, konnte es — und ich betone konnte es — anders aussehen. Wurden

Sie nun angreifen und von den Dons zuruckgeschlagen, hatten wir den Vorteil der Uberraschung vertan. Der Konig von Spanien verliert lieber eine ganze Flotte als sein Gold. Nein, ich bin noch nicht uberzeugt.»

Bolitho blieb eigenartig ruhig und zuversichtlich. In seiner Vorstellung gewann der verschwommene Plan plotzlich Substanz wie eine Kuste im Morgendunst. Der Krieg auf See war immer ein Risiko. Er verlangte mehr als Geschick und Mut, es brauchte dazu, was sein Freund Thomas Herrick als die Hand Fortunas umschrieben hatte. Aber war er nach allem noch sein Freund?

«Ich bin bereit, es darauf ankommen zu lassen, Mylord.»

Somervell fuhr herum.»Ich aber nicht. Hier steht mehr als Ihr Ruhm auf dem Spiel — es geht um einen hohen Einsatz.»

«Daran habe ich nie gezweifelt, Mylord.»

Sie sahen einander an, als suchten sie ihre Absichten zu erraten.

Somervell sagte unvermittelt:»Als ich an diesen verdammten Ort kam, bildete ich mir ein, man wurde mir einen erfahrenen und tapferen Kapitan schicken, um eine Schatzgaleone aufzuspuren und zu kapern. «Es horte sich an, als spucke er die Worte aus.»Dann wurde mir mitgeteilt, da? moglicherweise ein Geschwader kommen und die Fluchtwege der Spanier zu den Kanaren und ihren Heimathafen blockieren wurde. «Er wedelte mit der Hand, wie um sich zu verbeugen.»Statt dessen schickte man Sie, einen Admiral, sozusagen als Vorlaufer, um der Sache mehr Gewicht zu verleihen. Aber wenn wir nun verlieren, wird der Sieg des Feindes um so gro?er aussehen. Was sagen Sie dazu?»

Bolitho zuckte die Achseln.»Ich denke, wir konnen gewinnen. «Die Erkenntnis uberfiel ihn wie ein Schrei in der Nacht: Somervell brauchte den Erfolg mehr als jeder andere. Vielleicht weil er bei Hofe in Ungnade gefallen war, oder weil er sich anderweitig in Schwierigkeiten befand, die nur ein hoher Anteil an Prisengeld bereinigen wurde.

Er sagte sachlich:»Mylord, wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn wir so lange warten, bis Verstarkung aus England eintrifft — und ich weise darauf hin, da? es nur drei Linienschiffe sein werden — , dann ist hier alle Welt hinter uns her. Gewi?, ein Sieg hilft unseren Finanzen, aber vor allem wird er das franzosischspanische Bundnis ernsthaft schadigen.»

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