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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 51


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Gewaltsam wandte Bolitho sich ab und musterte sein kargliches Hauflein. Keen und die anderen konnten sich um die Royal James kummern. Er hatte die schnittige Takelage einer Fregatte entdeckt, die gerade drau?en beidrehte, weil ihre Beute den Schutz der Festungsbatterie erreicht hatte.

«Die Boote sind weg, Sir«, sagte Allday.

Bolitho starrte zur kleinen Insel hinuber. Es stimmte, die Fischerboote waren alle verschwunden. Das mochte die simple Erklarung sein: Die Monche oder Missionare waren zum Fischen ausgelaufen, denn schlie?lich ging der Lebensunterhalt dem Gebet vor.

«Sehen Sie dort, Sir!»

Bei Alldays Aufschrei fuhr Bolitho zu der vorgelagerten Riffkette herum. Die Felsen waren nicht mehr leer und verlassen, sondern voll kletternder, geduckt rennender Gestalten; Sonnenlicht reflektierte von Sabelschneiden und Bajonetten.

«Soldaten!«Keuchend vor Aufregung hob Allday seine Pistole.»Das sind ja hundert und mehr!»

Einige Schusse fielen; sie klangen weit entfernt und ungefahrlich, bis die Kugeln uber ihre Kopfe pfiffen oder in den harten Sand klatschten.

«In Deckung!»

Bolitho sah den ausgeschickten Mann mit zwei Seesoldaten aus dem Wachboot unten am Ufer entlangrennen. Einer fiel sofort, die anderen verschwanden aus seinem Blickfeld.

Nun gab es eine gedampfte Explosion, fuhlbar eher als Druckwelle denn als Schall. Als ob alle Luft aus den Lungen gesaugt wurde.

Bolitho rollte sieh auf die Seite und spahte zu der Stelle hinuber, wo sie die Barkasse gelassen hatten; da sah er, wie die Royal James sich aufbaumte. In ihrer Bordwand flogen die Stuckpforten auf, aber statt der Kanonenrohre schossen Flammenzungen heraus, die sofort nach oben leckten und Wanten, Spieren und Segel mit entsetzlicher Schnelligkeit verzehrten. Das nachgeschleppte Boot war losgeworfen worden und wurde jetzt zur Hafeneinfahrt zuruckgerudert.»Ein Brander!«flusterte Allday.

Bolitho sah den noch wachsenden Feuerschein sich in Alldays Augen spiegeln und konnte sogar die Hitze fuhlen, die wie aus einer offenen Esse zu ihnen herubergeweht wurde. Der Wind stand so, da? er das aufgegebene Schiff direkt in den Hafen trieb. Geradewegs auf die verankerte Achates zu.

Wieder peitschten Schusse uber die Landzunge, und Bolitho horte schon das Geschrei der ansturmenden Soldaten.

Mit Achates wurden sie alle Hoffnung und jeden Schutz verlieren. Und die Festungsbatterie hatte ihrem Morder noch Deckung geboten.

Mit wilden Augen starrte Allday ihn an.»Kampfen wir, Sir?»

Bolitho fiel etwas zuruck. Sollte das schon alles gewesen sein? Ein sinnloser Tod auf dieser gottverlassenen Insel? Dann fiel ihm wieder der Trommler ein und der Ausdruck seines toten Gesichts, ehe er es zugedeckt hatte.

Er richtete sich auf und wog das schwere Entermesser in der Hand.»Ja, wir kampfen!»

Links und rechts von ihm erhob sich die Bootscrew und schwenkte ihre Entermesser. Bolitho zielte, taub gegen das furchtbare Prasseln der Flammen, und feuerte in die anruckende Reihe Soldaten. Zum Nachladen blieb keine Zeit. Fur nichts blieb mehr Zeit.

Er machte einen Ausfall uber das lose Geroll und hackte den Sabel eines Gegners mit solcher Wucht beiseite, da? der Mann den Abhang hinunterrollte.

Stahl schlug auf Stahl, ein paar vereinzelte Schusse fielen, aber ihre Gegenwehr war erbarmlich schwach. Bolitho spurte, wie er von den Kampfenden bedrangt wurde, sah wilde Augen und gebleckte Zahne, fuhlte Ha? und Verzweiflung, als seine kleine Gruppe von der spanischen Ubermacht zuruckgedrangt wurde. Noch einmal hieb er mit aller Kraft zu, spaltete das Gesicht eines Gegners vom Ohr bis zum

Kinn, horte sein Entermesser auf Knochen knirschen, als er die Dek-kung eines zweiten durchbrach und seine Brust durchbohrte.

Plotzlich ein Keuchen neben ihm — zu seinem Entsetzen brach All-day im Handgemenge zusammen und entschwand seinen Blicken.

«Allday!»

Bolitho stie? einen Soldaten beiseite, um seinen Bootsfuhrer zu erreichen. Ihr Widerstand war sinnlos geworden, eine leere Geste, dienlich nur seinem Stolz.

Bolitho senkte die Waffe.»Genug!»

Zwischen den unschlussig Zogernden fiel er auf die Knie und versuchte, Allday auf den Rucken zu drehen. Dabei rechnete er jede Sekunde mit dem Todessto?, erwartete den wei?gluhenden Schmerz der eindringenden Klinge, aber selbst das war ihm gleichgultig.

Doch die Soldaten verharrten reglos, ob aus Verbluffung uber die erbitterte kurze Gegenwehr oder aus Respekt vor Bolithos hohem Rang, lie? sich nicht sagen.

Bolitho beugte sich so uber Allday, da? er ihm Schatten spendete. Er gewahrte Blut auf seiner Brust, viel zu viel Blut.

Verzweifelt flusterte er:»Nur ruhig, alter Freund. Du hast nichts mehr zu befurchten, bis.»

Allday offnete die Augen und sah sekundenlang stumm zu ihm auf. Dann krachzte er:»Es tut weh, Sir. Hollisch weh. Diesmal haben sie mich umgebracht, die Hunde.»

Ein Matrose lie? sich neben ihnen zu Boden fallen.»Sir!«keuchte er.»Die Spanier rennen davon!»

Bolitho blickte auf und sah die fremden Soldaten sich laufend oder hinkend zu den Felsen zuruckziehen, wo sie ihre Boote gelassen hatten.

Der Grund dafur wurde bald sichtbar: eine Reihe Kavallerie, die unter der Fuhrung Hauptmann Masters' von der Inselmiliz mit gezogenen Sabeln uber den Bergrucken galoppiert kam — eine lautlose Attak-ke, die deshalb um so bedrohlicher wirkte.

Masters zugelte sein Pferd und sprang ab, in seinem Gesicht stand unglaubiger Schrecken.»Wir haben gesehen, wie Sie sie aufzuhalten versuchten«, brach es aus ihm hervor,»da beschlossen ein paar von uns, sie abzufangen.»

Bolitho sah ihn an, gewahrte aber nur Masters dunkle Gestalt und dahinter die gro?en Rauchschwaden, die von dem Inferno im Hafen aufstiegen.»Sie kommen zu spat!»

Er entwand das Entermesser Alldays schlaffer Hand und warf es den Fliehenden nach. Da spurte er einen Griff ums Handgelenk und blickte hinab in Alldays schmerzverdunkelte Augen.

«Geben Sie nicht auf, Sir«, murmelte sein Bootsfuhrer.»Wir schlagen die Kerle, verlassen Sie sich drauf.»

Schwere Stiefel stapften durch den Sand heran, mehr Rotrocke umschlossen sie zu beiden Seiten.

Bolitho sagte:»Hebt ihn vorsichtig auf, Leute.»

Er sah den vier Soldaten nach, die Allday zur Barkasse hinuntertrugen. Dabei horte er in der Ferne weitere Explosionen und Geschrei aus allen Richtungen. Er wurde gebraucht. Zum Trauern war jetzt keine Zeit. Wie oft hatte er das schon gehort…

Trotzdem eilte er den Soldaten nach und ergriff noch einmal All-days Arm.

«La? mich nicht allein, Allday. Ich brauche dich.»

Alldays Augen blieben geschlossen, aber uber sein Gesicht glitt der Schatten eines Lachelns; dann wurde er in die Barkasse gehoben.

Als Bolitho uber den Strand schritt und seine Goldepauletten in der Sonne funkelten, brachen einige Milizsoldaten in Hochrufe aus.

Ein Mann der Bootscrew, der den verwundeten rechten Arm ruhiggestellt im Hemd trug, blieb stehen und fuhr sie bose an:»Jetzt jubelt ihr wohl, ihr Lumpen, was? Weil ihr noch einmal davongekommen seid!«Verachtlich spuckte er vor ihre Fu?e und deutete dann mit dem Kopf auf Bolitho.»Aber der dort ist mehr wert als ihr und die ganze verdammte Insel zusammen!»

Bolitho ging durchs Buschwerk davon, das an einigen Stellen schon aufflammte, entzundet vom Funkenflug des Branders.

Jeden Augenblick erwartete er die zweite Angriffswelle. Und Keen benotigte bestimmt dringend seine Hilfe. Aber all das schien ihm so unwirklich. Ihn erfullte nur ein Gedanke: da? Allday nicht sterben durfte. Nicht so sinnlos. Er war knorrig und stark wie ein Eichbaum — das konnte doch nicht sein Ende sein!

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