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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 21


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Bolitho schenkte zwei Glaser Wein ein und reichte Keen eines davon.

«Sie sind mir ein guter Flaggkapitan, Val. Nur ein mutiger Mann konnte das eben aussprechen. Und es stimmt. Private Gefuhle durfen jetzt keine Rolle spielen. Spater vielleicht — aber jetzt wurde jedes Zeichen von Besorgnis sofort das ganze Schiff anstecken. «Er hob sein Glas und lie? den Wein in der Sonne funkeln.»Das alte Kathchen wird sich bald tapfer schlagen mussen. Einen Admiral, der vor privaten Sorgen an nichts anderes mehr denkt, kann sie nicht gebrauchen.»

Ein zaghaftes Klopfen an der Tur, und dann trat Yovell ein, den Blick wie gebannt auf Bolitho gerichtet.

Keen mu?te wegsehen, als Bolitho den Brief aus Yovells Hand entgegennahm. Er ware gern gegangen, wagte aber nicht, sich zu ruhren. Yovell empfand anscheinend ebenso.

Bolitho uberflog den kurzen Brief und faltete ihn dann sorgsam.

«Bringen Sie das Schiff bitte in Fahrt, wenn Sie soweit sind. Der Wind sollte reichen zum Auslaufen.»

Er begegnete Keens fragendem Blick.

«Der Brief kommt von meiner Schwester in Falmouth. Meiner Frau. «Als beschwore er damit Unheil herauf, zogerte er, ihren Namen auszusprechen.»Belinda geht es nicht gut. Der Brief wurde schon vor ziemlich langer Zeit geschrieben, denn das Postschiff hat noch andere Hafen angelaufen, ehe es nach Boston kam. Aber sie wollte mich wissen lassen, da? sie an mich denkt.»

Er wandte sich ab, weil seine Augen plotzlich brannten.»Auch wenn sie zu krank war, um selbst zu schreiben.»

Keen sah in Yovells erschrecktes Gesicht und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, sich zuruckzuziehen.

Als sie allein waren, sagte er leise:»Sie tat es aus Liebe zu Ihnen, Sir. Und nur das sollten Sie sich vor Augen halten.»

Bolitho sah ihn an und nickte dann.»Danke, Val. Bitte, lassen Sie mich jetzt allein. Ich komme gleich an Deck.»

Keen schritt an dem Wachtposten drau?en vorbei und mu?te wieder an Herrick denken; der hatte bestimmt gewu?t, was tun. Er aber fuhlte sich so hilflos, auch wenn es ihn tief bewegte, da? Bolitho seine Sorgen mit ihm geteilt hatte.

Auf dem Achterdeck entdeckte er Allday neben einem Acht-zehnpfunder und winkte ihn heran.

Allday horte zu, was sein Kommandant zu sagen hatte, und seufzte dann tief auf.»Ich gehe nach achtern, Sir«, sagte er.»Er hat jetzt einen Freund notig. «Ein schiefes Grinsen zog uber sein Gesicht.»Wahrscheinlich geigt er mir die Meinung fur meine Frechheit — aber was soll's? Wenn wir's nicht verhindern, klappt er zusammen wie ein Schnappmesser, darauf konnen Sie Gift nehmen.»

Keen ruckte seinen Hut gerade und trat ins Sonnenlicht hinaus, wo ihn seine Offiziere und der Master schon erwarteten.

«Klar zum Ankerlichten, Mr. Quantock. Und denken Sie daran, da? uns der halbe Hafen beobachtet. Also keine Patzer, wenn ich bitten darf.»

Als die Offiziere auf ihre Stationen eilten und die Bootsmannsmaatgehilfen mit schrillem Pfeifen alle Mann an Deck riefen, sprang Keen leichtfu?ig die Leiter zur Poop hinauf und musterte die verankerten Schiffe rundum und den Winkel des Verklickers im Masttopp.

Mit einem letzten Blick auf das offene Skylight zu seinen Fu?en, unter dem er Bolitho wu?te, formte er einen Schalltrichter mit beiden Handen und rief:»Mr. Mountsteven, Ihre Leute bewegen sich heute wie Kruppel!»

Gehorsam tippte der Offizier an seinen Hut und sputete sich. Keen atmete tief aus. Jetzt fuhlte er sich schon etwas besser. Er war wieder der Kommandant, wie ihn alle kannten.

Der schwarze Kutscher wischte sich die Hande an einem Lappen ab und verkundete:»Das Rad is' wieder ganz, Sir.»

Adam half Robina aufstehen, und sie traten zogernd aus dem Schatten der Baume auf die staubige Stra?e hinunter.

Die Kutsche hatte in einer Kurve ein Rad verloren und war in den Graben gekippt. Es gab einen Augenblick totaler Konfusion, der Wagenschlag flog auf, und sie waren fast hinausgeschleudert worden. Aber Adam hatte instinktiv reagiert, in dem einzigen Gedanken, seine Gefahrtin vor Schaden zu bewahren. So war der Zwischenfall, der mit Blut und Tranen hatte enden konnen, zum glucklichen Abschlu? seines Besuches geworden. Denn als sich der Staub verzog, als Kutscher und Lakai angstlich herbeieilten und ins Innere der Kutsche spahten, fanden sie Robina fest von Adams Armen umschlossen, seinen Mund tief in ihr blondes Haar gepre?t. Adam spurte ihr Herz schlagen, ebenso heftig wie sein eigenes.

Die Reparatur dauerte langer als erwartet, aber Adam bemerkte es kaum. Hand in Hand waren sie durch die grune Parklandschaft gewandert, hatten an einem Bach dem Murmeln des Wassers gelauscht und von allen moglichen Dingen gesprochen, nur nicht von dem, was ihre Herzen bewegte.

Adam kam sein Besuch in Newburyport uberhaupt wie ein einziges Abenteuer vor. Robina und ihr Vater hatten ihn zu einem kleinen, gemutlichen Haus begleitet und ihn fasziniert beobachtet, als er von einem Zimmer ins andere wanderte, gefuhrt vom jetzigen Besitzer, einem Freund der Familie; Adam hatte die Tapeten beruhrt, die Kaminsimse und einen alten Sessel, der schon lange zum Inventar gehorte.

Robina hatte nasse Augen bekommen, als er sich in den gro?en Sessel setzte, beide Hande um die abgewetzten Armstutzen gekrampft, als wolle er sie nie mehr loslassen.

Leise hatte er gesagt:»Hier hat mein Vater gesessen, Robina. Mein Vater.»

Er konnte es immer noch nicht glauben.

Jetzt glitt ihre Hand unter seinen Arm, und ihre Wange legte sich gegen seinen Uniformrock.

«Du mu?t gehen, Adam«, sagte sie.»Ich habe dich schon viel zu lange aufgehalten.»

Zusammen schritten sie zur Kutsche und kletterten hinein. Als die Pferde anzogen, flusterte das Madchen:»Jetzt werden wir bald in Boston sein. «Sie wandte sich ihm zu und sah ihm in die Augen.»Wenn du mochtest, darfst du mich kussen, Adam. «Halb scherzend fugte sie hinzu:»Hier kann uns schlie?lich keiner sehen. Ich mochte nicht, da? die Leute Robina Chase fur leichtsinnig halten.»

Ihre Lippen schmeckten frisch und kuhl, ihr Haar duftete nach Blumen»

Dann schob sie ihn sanft von sich und senkte den Blick.»Also wirklich, Leutnant. «Aber sie konnte den schnippischen Ton nicht durchhalten. Atemlos fuhr sie fort:»Ist das die Liebe, Adam?»

Adam lachelte wie in Trance.»Das mu? sie wohl sein.»

Die Kutsche rollte uber Kopfsteinpflaster und dann auf die Bohlen der Pier. Passanten blieben stehen und sahen zu, wie der junge britische Marineoffizier dem blonden Madchen fursorglich beim Aussteigen half.

Adam starrte erstaunt auf die Reede hinaus. Dann sah er das Madchen an seinem Arm an.»Was mache ich jetzt, Robina?»

Denn es schockierte ihn wie eine kalte Dusche, da? Achates verschwunden war.

«Also hier seid ihr. «Jonathan Chase nickte seiner Nichte zu und berichtete mit grimmigem Lacheln:»Sie ist gestern ausgelaufen. Der

Admiral konnte gar nicht schnell genug nach San Felipe kommen. «Er spielte mit dem Gedanken, dem Leutnant vom Untergang der Spar-rowhawk zu erzahlen, entschied sich aber mit Rucksicht auf seine Nichte dagegen.

Statt dessen schlug er vor:»Sie kommen besser mit mir, junger Mann. Morgen will ich sehen, wie ich Ihre Weiterreise arrangieren kann. Sie mochten doch zuruck auf Ihr Schiff, oder?»

Er sah, wie ihre Hande sich fanden und begriff, da? sie ihm gar nicht zugehort hatten. Stirnrunzelnd ging er dem jungen Paar zu seiner Kutsche voraus. Robina war sein Augapfel, aber er mu?te den Tatsachen ins Gesicht sehen, an Land ebenso wie fruher auf See.

Sie waren ein auffallend schones Paar, aber Robinas Familie wurde niemals zulassen, da? sich mehr aus dieser Bekanntschaft entwickelte. Was hatte er sich nur dabei gedacht, als er die beiden zusammenfuhrte?

Ein junger Marineoffizier, noch dazu ein Englander, dessen einzige Zukunft die Kriegsmarine war, konnte kein aussichtsreicher Bewerber um Robina Chase sein. Also mu?te er wieder auf sein Schiff geschafft werden — je schneller, desto besser.

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