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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 18


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Ein gewaltiger Schatten glitt uber ihn hinweg: der Besanmast, der mit Donnergetose umsturzte und seine ganze Takelage mit allen Mannern darin uber Bord ins Verderben ri?.

Wieder bockte der Rumpf und baumte sich auf unter den Einschlagen einer feindlichen Breitseite. Duncan mu?te sich an die Finknetze klammern, um nicht zu sturzen. Der Feind war ihrer Drehbewegung gefolgt, seine oberen Segel blahten sich uber dem Rauch wie die Schwingen des Todesengels. Er feuerte pausenlos weiter, und immer noch war auf Sparrowhawk nicht eine einzige Kanone geladen. Das Deck war ubersat mit Toten und Sterbenden, und als Duncans Blick auf das Ruder fiel, sah er, da? das gro?e Rad gesplittert war; zu seinen Fu?en lagen zerschmettert der Master und seine beiden Ruderganger.

«Mr. Palmer!»

Aber Duncans Schrei war nur ein Krachzen. Sein Erster Offizier kniete neben der Reling; den Mund in lautlosem Brullen weit aufgerissen, starrte er auf seine beiden Hande nieder, die wie abgestreifte Handschuhe vor ihm lagen.

Bei den Einschlagen der nachsten Salve sank auch Duncan auf die Planken. Er horte die Kugeln unten durch die Schottwande krachen und sah aus einer offenen Luke Rauch emporkrauseln. Die Sparrow-hawk brannte.

Er versuchte wieder aufzustehen, Wut und Verzweiflung weckten seine letzten Krafte. Uber und uber blutbedeckt, war er ein schrecklicher Anblick. Doch er fuhlte, wie das Blut alle Kraft aus seinem Korper schwemmte; es gerann auf den Planken zu den gra?lichen Mustern, die schon das ganze Deck uberzogen.

«Ich helfe Ihnen, Sir!»

Duncan legte dem Jungen einen Arm um die Schultern. Es war nur der kleine Evans, aber sein Anblick richtete den Kommandanten etwas auf.

Er keuchte:»Bin fertig, Junge. Sieh nach den anderen. «Er spurte den Kadetten unter seinem Griff zusammenfahren und sah die nackte Angst in seinen Augen. Da packte er ihn noch fester mit seiner blutigen Faust.»Halte durch mein Sohn, jetzt bist du ein Offizier. Zeig's ihnen. «Und damit sturzte Duncan abermals, aber diesmal stand er nicht mehr auf.

Eine Handvoll Seeleute und Soldaten kam nach achtern gerannt und hatte sich uber Bord gesturzt, ware der dreizehnjahrige Seekadett ihnen nicht entgegengetreten.

Er schrie:»Setzt das Boot aus! Bootsmann, ubernehmen Sie das!»

Als ihn einer der Fliehenden beiseitestie?, griff er sich eine Pistole und feuerte in die Luft. Noch einen Augenblick starrten sie einander an wie Irre, und dann gewann die Disziplin die Oberhand. Sie warfen ihre Waffen weg und rannten zu dem Boot, um es zu Wasser zu lassen.

Immer noch schlugen vereinzelt Kugeln in den Rumpf, doch Spar-rowhawk hatte keine Widerstandskraft mehr. Sie lag schon tief im Wasser, die See schwappte bereits im Orlopdeck und stieg schnell hoher; blank glitzerte Wasser am Fu? der Niedergangstreppe.

Evans rannte zu seinem Freund, dem Signalfahnrich, aber der war schon tot. In seiner Brust klaffte eine Wunde, so gro? wie eine Mannerfaust. Vorsichtig richtete Evans sich auf. Seine Fu?e glitten in den Blutlachen aus, als das Heck sich aus der See hob.

Er glaubte, eines der anderen Boote in der Nahe zu horen und die Stimme des Dritten Offiziers, der Uberlebende zusammenrief und Ordnung herzustellen versuchte.

Noch einmal blickte Evans auf seinen toten Kommandanten nieder, den Mann, den er gefurchtet und bewundert hatte. Jetzt war er ein Nichts, und das verstorte Evans; er fuhlte sich betrogen.

Ein vierschrotiger Marinesoldat hastete vorbei, einen verwundeten Kameraden wie einen Sack uber die Schulter geworfen. Er verhielt kurz bei Evans und keuchte:»Kommen Sie, Sir, hier gibt's nichts mehr zu tun.»

Der Verwundete stohnte, und sein Trager wollte sich abwenden, aber irgend etwas in Evans' Gesicht hielt ihn fest. Der Seesoldat hatte die Schlacht bei Abukir und auch die am Kap St. Vincent mitgemacht und schon viele Freunde sterben gesehen.

Grob fuhr er den Jungen an:»Du hast getan, was du konntest, also komm jetzt mit, ja?»

Ein Beben ging durch das Schiff. Die Sparrowhawk begann unterzuschneiden.

Der kleine Kadett folgte dem Seesoldaten zum Schanzkleid und zuckte nicht einmal zusammen, als der Gro?mast wie eine uberhangende Klippe donnernd von oben kam.

«Ich bin soweit, danke. «Es klang seltsam in diesem schrecklichen Augenblick.

Kanonen rissen sich los und krachten, tote und wimmernde Manner zermalmend, der Lange nach durch die Decks. Sparrowhawk reckte noch einmal das Heck empor und ging dann steil nach unten. Wo sie versank, drehte sich ein Wirbel aus Wrackteilen, Menschen und Gliedma?en — noch lange, nachdem der Angreifer mehr Segel gesetzt hatte und sich mit westlichem Kurs davonmachte.

Als Zeugen der Vernichtung blieben zwei Boote und ein fluchtig zusammengelaschtes Flo? zuruck, umdrangt von Uberlebenden, die um einen Platz an Bord oder wenigstens um Halt fur ihre Fauste kampften.

Eine Woche danach sichtete die amerikanische Brigg Baltimore Lady, unterwegs von Guadeloupe nach New York, ein treibendes Boot und drehte bei, um es sich naher anzusehen. Das Boot war voller Manner, alle von der Sonne verbrannt und ausgedorrt, einige tot, der Rest nur noch halb am Leben. Die Toten waren ihren Wunden erlegen oder verdurstet, die Uberlebenden konnten kaum sprechen. Aber die Spuren von Haizahnen an der Au?enhaut des Bootes waren beredt genug: Tiefe Riefen zeigten, wo die Bestien die Manner weggerissen hatten, die sich au?en anklammerten. Eine Art Offizier fuhrte das Kommando im Boot; der Maat der Brigg beschrieb ihn spater als» halbes Kind».

Midshipman Evans hatte Duncans letztem Befehl gehorcht und >nach den anderen gesehen<. Aber das Erlebnis verfolgte ihn fur den Rest seines Lebens.

Samuel Fane betrachtete Bolitho ohne jede Gefuhlsregung.»Ich habe mit dem Prasidenten gesprochen«, sagte er.»Und au?erdem habe ich die Angelegenheit San Felipe mit dem franzosischen Admiral diskutiert.»

Auch Bolitho war die Ruhe selbst. Es hatte keinen Sinn, Fane vorzuwerfen, da? er hinterrucks mit den Franzosen verhandelt hatte. Das war sein gutes Recht, wenn Boston als neutraler Boden galt.

Auch erwies es sich als hilfreich, da? er diesmal mit Fane an Bord seines eigenen Flaggschiffs verhandelte. An Land, als Gast in Chases prunkvollem Haus, war er der Fremdling gewesen. Doch jetzt, inmitten der vertrauten Umgebung, fuhlte er Sicherheit und Zuversicht.

Er sagte:»Ehe ich nicht den Bericht meines Fregattenkapitans vorliegen habe, konnen keine weiteren Schritte unternommen werden. Vielleicht la?t sich ein Kompromi? erarbeiten, aber nur auf der Grundlage der augenblicklichen Situation. Sir Humphrey Rivers ist der britische Gouverneur auf San Felipe, nicht mehr und nicht weniger.»

Jonathan Chase hatte schon zwei Glaser Wei?wein geleert, wohl aus Sorge um den Verlauf der Besprechung, von der er sich diesmal einen besseren Ausgang erhoffte.»Das ist doch nicht unbillig, Sam, oder?«schaltete er sich vermittelnd ein.

Fanes tiefliegende Augen glitten uber ihn hinweg.»Meine Regierung duldet in ihrer Einflu?sphare keinerlei Kriegshandlungen, die das amerikanische Interesse an freiem Handel und Verkehr beeintrachtigen wurden. Ich halte es fur die beste Losung, da? die Insel amerikanisches Protektoratsgebiet wird, wenn die Bewohner eine Ubergabe ablehnen. «Und abschlie?end, mit einem resignierten Seufzer:»Aber wenn der Admiral zuerst eine Demonstration der Starke wunscht, dann mussen wir ihm wohl den Gefallen tun.»

Chase hielt Ozzard sein Glas zum Nachfullen hin.»Herrgott, Sam, mussen Sie immer so tierisch ernst sein?«Fane lachelte verkniffen.»Meistens.»

An Deck oben erklangen Schritte, Befehle wurden gerufen. Das war Bolithos Welt, und nicht diese Doppelzungigkeit hier unten. Er erhob sich und trat an die Heckfenster. Eine leichte warme Brise strich uber die Massachusetts Bay und hatte den Himmel bis auf einige rosa Wolkchen leergefegt. Wie einladend doch die See aussah!

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