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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 10


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Wieder eine neue Stimme:»Der Strolch kann uns in der Nacht durch die Lappen gegangen sein.»

Der Marinesergeant stampfte mahnend mit seiner Pike auf und befahl:»Schlu? jetzt, Jungs! Ich bitte mir Ruhe aus!»

Schon wurden die gekreuzten Brustriemen der Marinesoldaten an den Finknetzen[6] heller, und als Bolitho zur Gro?maststenge aufblickte, sah er ihr Topp in fahles Gold getaucht. Wie die Spitze einer Lanze.

Die Ausguckposten oben in den Krahennestern oder den schwankenden Marsen wurden das fremde Schiff als erste sehen. Falls es noch da war.

Wahrend der ganzen Nacht hatte Keen die Achates nach Luv geknuppelt, hatte sich muhsam jede Meile mit dichtgeholten Brassen und mit Rahen erkampft, die beinahe langsschiffs standen: eine fast luckenlose Wand aus Segeltuch und Spieren.

Achates machte ihrem guten Ruf alle Ehre. Sie reagierte willig und lie? sich von Segeln und Ruder anspornen wie ein Vollbluter.

Bolitho lauschte dem Zischen, mit dem die See in Lee an der Bordwand abflo?, und dem gelegentlichen Quietschen einer Stucklafette, deren Taljen die Last zu spuren bekamen.

Vorn ostlichen Horizont flo? das Tageslicht heran wie goldene Lava, die das Schiff zu verfolgen schien.

«Da ist sie! In Lee voraus!»

Jetzt redeten alle zugleich, und Bolitho sah Keens Zahne aufleuchten, als dieser grinsend dem Segelmeister zunickte.

Die Position, die sie sich erkampft hatten, war noch gunstiger als erwartet. Sie hatten nun den Windvorteil des Luvschiffs und konnten ihn auch halten, falls es zu einer Verfolgungsjagd kam.

Bolitho starrte zu dem fernen Schemen hipuber, der auf dem dunklen Wasser langsam Gestalt annahm.

Mit einem Klicken schob Keen sein Teleskop zusammen.»Doch gro?er als ein Schiff der funften Klasse, Mr. Pas — ah, Mr. Bolitho«, sagte er.

Einige der Umstehenden schmunzelten, und Bolitho freute sich wie schon oft, da? er Adam um sich hatte.

Er horte seinen Neffen zu Keen sagen:»Ganz Ihrer Meinung, Sir. Wahrscheinlich eher ein kurzer Zweidecker.»

Keen trat zu Bolitho heran.»Ihre Befehle, Sir?»

«Wir warten ab. Noch hat er uns nicht bemerkt. Wenn es soweit ist, fordern Sie ihn auf, sich zu identifizieren.»

Unglaublich, da? die Achates ungesehen so nahe herangekommen sein sollte. Das andere Schiff stand jetzt eine knappe Kabellange[7] an Backbord voraus, so da? sie schon sein wei?es Kielwasser unter dem Heck schaumen sahen. Das Brausen des Windes in Achates' durchgesetztem Rigg, das Brummen ihrer Spieren klangen laut genug, um Tote zu erwecken. Aber Bolitho wu?te, wie leicht man sich dabei tauschte.

Plotzlich wurden die Gerausche von See und Wind durch ein schrilles Pfeifen druben ubertont. Er konnte sich die Szene genau vorstellen: ein verschlafener Ausguckposten, der wahrscheinlich Befehl hatte, beim ersten Licht nach Achates in Lee Ausschau zu halten, und unten die muden Wachganger, die ihre Ablosung und ein warmes Fruhstuck im Kopf hatten. Das war alles nur zu begreiflich.

Plotzlich Quantocks scharfe Stimme:»Sie setzt die Bramsegel!»

Keen nickte.»Die geben Fersengeld, Sir. Also hatten sie doch nichts Gutes vor.»

Bolitho spurte einen kalten Schauer uber den Rucken laufen, als erlebe er das alles zum erstenmal: Triumph, Erregung oder Wahnsinn, wer wollte das beurteilen?

«Sobald es hell genug ist, setzen Sie Ihr Signal ab. Und bis dahin halten Sie ihn an Backbord voraus.»

Keen nickte; die Erregung wirkte ansteckend, wie immer seit seinen Kadettentagen, vor einer Ewigkeit und in einem anderen Erdteil.

«Lassen Sie die Toppgasten aufentern, Mr. Quantock. Wir brauchen mehr Segelflache.»

Pfeifen schrillten, wahrend schon die ersten Manner zu beiden Seiten in den Webeleinen emporkletterten; beim Aufentern erfa?te sie die fahle Morgensonne und lie? ihre Korper ergluhen.

«Noch einen Strich nach Luv. Bemannt die Brassen dort!»

Gischt scho? uber Bugspriet und Vorschiff und sprenkelte das Deck wie ein tropischer Regengu?.

Aber auch das andere Schiff hatte mehr Segel gesetzt und schien zugig Distanz zu gewinnen.

Unter Bolithos Fu?en erzitterten die Planken, als Achates den Kamm einer See erklomm und ins nachste Wellental krachte. Er spurte die starkere Zugkraft des zusatzlichen Tuchs und horte das riesige Gro?segel sich donnernd entfalten, sobald die Gordings oben lose kamen.

Bolitho stieg auf eine Lafette und richtete sein Glas auf das Schiff vor ihnen. Es wurde jetzt schnell heller, deshalb konnte er schon das vergoldete Schnitzwerk an Heckgalerie und Poop des Fremden schimmern sehen und den Glanz der rotlichen Morgensonne auf seinen Heckfenstern, als hatten sie Feuer an Bord.

«Kein Franzose«, stellte Keen fest.

«Vielleicht ein Hollander«, uberlegte ein anderer.

Aber sie irrten sich alle. Bolitho hatte schon ganz ahnliche Schiffe gesehen und glaubte die Werft zu kennen, wo sie auf Kiel gelegt worden waren.

Er sagte:»Ein Spanier. Ich habe mit seinesgleichen schon manchen Strau? gefochten.»

Niemand antwortete, und Bolitho mu?te sich ein Lacheln verkneifen. Ob er nun recht hatte oder nicht, niemand wiedersprach einem Admiral, und wenn er noch so jung war.

Keen nickte.»Und ich stimme dem Flaggleutnant zu, Sir. Sie ist zu gro? fur eine Fregatte. So, wie sie aussieht, hat sie mindestens funfzig Kanonen, schatze ich.»

«Signalisieren Sie, sie soll Segel kurzen.»

Bolitho spurte, wie sich um ihn Gleichgultigkeit verbreitete. Die Jagd war vorbei, ehe sie richtig begonnen hatte.

Die Signalflaggen stiegen auf zu ihrer Rah, wo sie knatternd auswehten. Aber die Signalrah druben blieb leer, nicht einmal das Bestatigungssignal wurde gehei?t.

«Sie fallt jetzt ein bi?chen ab, Sir.»

Bolitho richtete sein Glas neu aus und glaubte, neben einer der Pooplaternen druben Sonnenlicht von einer Teleskoplinse reflektieren zu sehen. Achates' Kurswechsel im Schutze der Nacht mu?te sie ziemlich uberrascht haben.

Keen befahl:»Folgen Sie der Drehung! Neuer Kurs West zu Sud. «Er warf einen Blick auf Bolithos unbewegte Miene,

«Lassen Sie das Signal stehen«, sagte dieser.

Beide Schiffe fuhren nun in Kiellinie, als schleppe der Fremdling Achates an einer unsichtbaren Trosse ab.

Keen schritt ruhelos auf und ab und versuchte, den nachsten Zug des fremden Kommandanten zu erraten. Wenn er weiter nach Lee abdrehte, blieb die Achates im Vorteil. Wenn er aber auf so kurze Distanz nach Luv aufkreuzen wollte, mu?te er kostbare Zeit verlieren, und Achates konnte leicht zu ihm aufschlie?en.

Der Leutnant der Achterwache lie? sein Glas sinken.»Sie bestatigt immer noch nicht, Sir. Dabei sollten sogar die Dons mittlerweile unseren Signalkode kennen!»

Quantock brullte:»Notieren Sie diese Manner, Sergeant!«Wutend fuchtelte er mit seinem Sprachrohr zu einem Achtzehnpfunder hinuber, dessen Mannschaft ihre Station verlassen hatte, um nach dem fremden Schiff auszuspahen.»Hol mich der Teufel, was fallt denen ein?»

Keen meinte:»Wenn der Wind so bleibt, lasse ich Leesegel setzen… »

Bolitho wischte sich die tranenden Augen und hob abermals das Glas. Achates hielt mit dem Fremdling mit, obwohl dieser die Royals gesetzt hatte, um ihr zu entkommen. Aber der Wind konnte abflauen oder ganz einschlafen. Wenn Achates sie nicht vor Einbruch der Nacht gestellt hatte, wurden sie nie erfahren, was da vor sich ging.

Seltsam, das Ganze. Bolitho konzentrierte sich vollig auf die kleine, lautlose Welt in der Linse seines Fernrohrs. Das fremde Schiff trug einen frischen Farbanstrich, als ware es wie die Achates eben erst aus dem Dock gekommen. Aber auf dem breiten roten Streifen quer ubers Heck fehlte der Schiffsname. Entweder war sie uberhastet in See gegangen, oder sie wollte ihre Identitat verschleiern.

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6

Netze an Schanzkleid oder Reling, in denen die festverzurrten Hangematten der Mannschaft als Kugelfang verstaut wurden

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7

Kabellange = ein Zehntel einer Seemeile oder 185, 2 m

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