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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander - Страница 19


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Pascoe eilte nach vorn, um die Blocke des Fockmastes mit einigen Leuten nachzusehen. Wenn sie einfroren oder das Tauwerk, das durch den Schnee aufgequollen war, war die Styx gelahmt. Wie ein Geisterschiff wurde sie auf diesem Kurs weitersegeln mussen, immer tiefer und tiefer in die Ostsee hinein.

Allday kam uber das Deck geschlittert.

«Ozzard hat hei?e Suppe fur Sie, Sir. «Er warf einen Blick in die mit Wei? uberzogenen Segel und fugte hinzu:»Ich lage lieber in einer Flaute!»

Bolitho sah die nachste Gruppe Matrosen aus dem Mast herabklettern. Es war zu hoffen, da? auch sie etwas Warmes in den Magen bekamen, wenn sie unter Deck gingen. Er kannte Neale und war sicher, da? er fur seine Manner sorgte.

Er folgte Alldays Blicken und schaute zu der bauchig stehenden Leinwand empor. Sie war eisenhart und ein Alptraum fur die Matrosen, die sie zu bedienen hatten. Und doch hatten die Segel auch jetzt ihre eigene Schonheit. Diese Feststellung half ihm, seine Sorgen zu verdrangen.

«Dann gehe ich hinunter. Etwas Suppe lasse ich mir gefallen, obwohl ich bezweifle, da? ich viel davon im Magen behalten kann!»

Allday grinste und trat beiseite, um Bolitho den Weg zum Niedergang freizumachen.

In den vielen Jahren, in denen er Bolitho gedient hatte, hatte er ihn nicht einmal seekrank gesehen. Aber es hie? ja, es gabe ein erstes Mal fur jeden.

Achtern in der Kajute, wo es bei der schrag von achtern kommenden See munter auf und nieder ging, glich die Szene eher einer dusteren Grotte als einem Admiralsraum. Die Heckfenster hatten einen Spitzenvorhang aus Eiskristallen aufgezogen, und das wenige Licht, das durchkam, lie? alles noch kalter erscheinen.

Bolitho sa? am Tisch und loffelte Ozzards Suppe, erstaunt, da? sein Appetit dabei zuruckkehrte. Das pa?te mehr zu einem Midshipman als zu einem Admiral, dachte er.

Neale kam spater hinzu und legte die Seekarte vor Bolitho auf den Tisch.

«Wenn die britischen Handelsschiffe tatsachlich bei Gotland sind, Sir«, dabei hantierte er mit dem Stechzirkel auf der Karte,»dann mussen sie hier an der Nordwestkuste liegen. «Er schaute in Bolithos gespanntes Gesicht.»Unter den Kanonen der Festung Visby, zweifellos.»

Bolitho rieb sich das Kinn und versuchte, die Linien und Zahlen der Karte in Land und See, Wind und Strom umzusetzen.

«Wenn die Schiffe nicht da liegen, Captain Neale, sind wir umsonst gekommen. Aber Mr. Inskip ist ein Mann, der sehr genau und vorsichtig mit seinen Informationen umgeht. Theoretisch werden sich die Schiffe in schwedischen Hoheitsgewassern befinden, aber da die Russen sie beschlagnahmt haben und die Franzosen an ihnen interessiert sind, habe ich kaum eine andere Wahl, als sie herauszuholen. Wenn die Schiffe befreit sind, ist der Anla? fur einen Krieg beseitigt, und alle Hoffnungen des Zaren auf eine erfolgreiche Landung in England werden wie der Schnee dahinschmelzen. «Neale machte ein skeptisches Gesicht.

Bolitho beobachtete ihn.»Sprechen Sie ruhig aus, was Sie denken, Captain. Ich kenne Kapitan Herricks Art, Sie am Reden zu hindern.»

«Ich bezweifle, da? der Franzose mit uns rechnet, vorausgesetzt, die Ajax ist uberhaupt auf dem gleichen Kurs wie wir. Ich bin sehr begierig, mit ihm handgemein zu werden, Sir, denn mein Schiff schuldet ihm noch ein paar Hiebe. Aber offen gesagt: Ich glaube, Sie haben eher Aussicht, einen Krieg auszulosen, als ihn zu verhindern. «Er hob die Hande mit einer hilflosen Geste und sah dabei wieder wie ein Seekadett aus.»Es will mir nicht in den Kopf, warum unser Admiral versaumt hat, dieser Entwicklung rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben.»

Bolitho blickte zur Seite und rief sich Brownes Worte und Admiral Beauchamps Warnung in Erinnerung. War Admiral Damerum der Anla? fur die Warnung gewesen? Wenn ja, warum? Es gab einfach keinen Sinn.

«Wie ist das Wetter?»

Neale lachelte, da er wu?te, da? Bolitho mit der Frage nur Zeit zum Nachdenken gewinnen wollte.

«Es schneit noch, Sir, aber nicht mehr so schlimm. Der Master meint, gegen Morgen wurde es aufklaren.»

Beide schauten tiefsinnig auf die Karte. Bis dahin konnen sich die Dinge bereits fur sie entschieden haben.

Mit dichtgeholten Brassen und Schoten segelte die Styx mit Backbord Halsen stetig nach Norden, wobei immer wieder einzelne Brecher uber das Schanzkleid schlugen und sich zur Leeseite uber das Deck ergossen. Manner, die durch die Nasse und Kalte zu erstarrt waren, um sich zu unterhalten, beobachteten wachsam Tauwerk und Trimm der Rahen, vollig auf die akuten Muhen und Gefahren konzentriert.

Querab an der Backbordseite mu?te die schwedische Kuste liegen.

Als die Fregatte die Sudspitze von Gotland passierte, wurde der Seegang niedriger, aber unregelma?iger. Der letzte Teil ihrer Reise begann.

Bolitho war vor dem ersten Tageslicht auf und angezogen und so unruhig, da? Allday es noch schlimmer als sonst hatte, ihn zu rasieren. Noch immer waren die Heckfenster eisbedeckt, aber als die Dammerung endlich durchbrach, war es heller als sonst; der Tag versprach sogar etwas Sonnenschein.

Bolitho ergriff seinen Hut und sah Allday an.»Mein Gott, Sie brauchen ja heute endlos, Mann!»

Allday wischte das Rasiermesser sorgfaltig ab.»>Endlos< war damals, als Admirale noch Geduld hatten, Sir.»

Bolitho schenkte ihm ein Lacheln und eilte an Deck, wo ihm der schneidende Wind sofort den Atem verschlug.

Gestalten eilten uberall geschaftig umher, und als Bolitho ein Fernglas aus der Halterung nahm, sah er an Steuerbord — verschwommen noch und unregelma?ig im schwachen Licht — die Kuste der Insel Gotland. Sie sah aus wie ein schlafendes Seeungeheuer. Angeblich war sie auch eine seltsame Insel, ein ehemaliges Seeraubernest und in Jahrhunderten immer wieder erobert und zuruckerobert. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie die Langboote der Wikinger und die Koggen eines Klaus Stortebecker gegen diese unwirtliche Kuste vorstie?en, dachte er.

Neale kam uber das Deck und tippte an seinen Hut.»Darf ich >Klar Schiff zum Gefecht< anordnen, Sir? Die Leute haben gefruhstuckt, aber der Nutzen einer warmen Mahlzeit wird bald verflogen sein, wenn sie nicht beschaftigt werden.»

«Machen Sie es, wie Sie es fur richtig halten. Sie befehlen hier. Ich bin nur ein Passagier.»

Neale marschierte weg und verbarg dabei ein Lacheln.

«Mr. Pickthorn! Lassen Sie >Klar Schiff zum Gefecht< und >Alle Mann auf Gefechtsstationen< anschlagen. «Er drehte sich um und fing Bolithos Blick auf, der Erinnerungen wachrief.»Und ich mochte, da? es zwei Minuten schneller geht als das letzte Mal, verstanden?»

Die Sonne machte zaghafte Versuche, das Schneegestober zu durchdringen, und uberzog die steifen Segel mit dem Glanz von altem Zinn. Alles glitzerte; selbst das Haar der Matrosen, die auf ihre Gefechtsstationen rannten, war mit Tropfen von schmelzendem Eis bedeckt, als seien sie eben vom Meeresgrund aufgetaucht.

Pascoe ging vorbei, schnallte dabei seinen Krummsabel um und rief die Namen der Leute von der Benbow auf. Bolitho fiel auf, da? er sich kurz unterbrach, als er den Namen Babbage rief, den Mann ernst anschaute und ihn nach kurzer Prufung von den anderen trennte.

War er Kandidat fur eine Beforderung? Oder sollte er wegen einer Nachlassigkeit verwarnt werden? Bolitho fing Pascoes Blick auf und nickte ihm zu.»Nun, da hast du also eine Fregatte, Adam. Wie kommst du dir vor?»

Pascoes Gesicht uberzog ein breites Lacheln.»Wie der Wind, Sir!»

Der Erste Offizier, schnaufend vor Anstrengung und mit vom scharfen Wind geroteten Backen, meldete:»Schiff ist gefechtsklar, Sir!»

Neale klappte den Deckel seiner Uhr zu.»Gut gemacht, Mr. Pickthorn.»

Dann drehte er sich um und machte eine Ehrenbezeigung zu Bo-litho:»Wir folgen Ihrem Befehl, Sir.»

Browne, der die Vorbereitungen beobachtet hatte und nun die Ruhe auf dem Batteriedeck registrierte, sagte halb zu sich selber:»Aber wohin, mochte ich wissen?»

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