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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander - Страница 45


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Wutend sagte Meheux:»Wenn ich diese Saufbolde jemals in die Finger bekomme, dann lasse ich sie in Fetzen peitschen, die unnutzen Lausekerle!»

«Das mit dem Brandy«, erwiderte Bolitho,»war eine sehr schlaue List Witrands. Ich hatte eine grundlichere Durchsuchung veranstalten mussen«, schlo? er bitter.

Bekummert sagte Grindle:»Sie hatten zu viel zu tun, um denen das Leben zu retten, Sir. Hat keinen Sinn, da? Sie sich Vorwurfe machen.»

«Ganz meine Meinung«, warf Allday bose ein.»Man hatte sie alle verrecken lassen sollen.»

«Fuhlen Sie sich besser, Mr. Ashton?«rief Bolitho hinuber. Er machte sich Sorgen um den Midshipman. Als man sie in den Stauraum zerrte, hatte er den blutigen Verband um seinen Kopf gesehen und sein totenbleiches Gesicht. Anscheinend hatte Ashton auf eigene Hand versucht, die Angreifer aufzuhalten, da seine Manner, was er aber nicht wu?te, zu betrunken waren, um ihm auf sein Rufen zu Hilfe zu kommen. Jemand hatte ihm eine Muskete uber den Schadel gehauen, und er hatte seither kaum gesprochen.

Aber jetzt antwortete er sofort:»Ich bin wieder in Ordnung, Sir. Es wird bald vorbeigehen.»

«Sie haben sich gut gehalten.»

Wahrscheinlich dachte Ashton ebenfalls uber seine Zukunft nach. Er war erst siebzehn, hatte sich aber als vielversprechend und recht fahig erwiesen. Doch jetzt waren seine Aussichten trube: Gefangnis oder sogar Tod durch Fieber in irgendeiner gottvergessenen feindlichen Garnison. Er war von zu niederem Rang, zu unwichtig, um fur einen Austausch in Frage zu kommen, selbst wenn man hoherenorts an dergleichen dachte.

Bolitho versuchte, sich sein Schiff vorzustellen — wo es jetzt wohl war und was Broughton tun mochte? Der Admiral hatte sie wahrscheinlich allesamt abgeschrieben. Nach diesem Sturm mu?te er annehmen, da? die schwer havarierte Navarra gesunken sei; Bolitho und seine Manner wurden binnen kurzem nur noch Erinnerung fur ihn sein — weiter nichts.

Er versuchte, sich etwas anders hinzusetzen, und argerte sich dabei uber seine Fu?fessel. Er war schon fruher in Gefangenschaft gewesen, aber der Gedanke daran trostete ihn wenig. Denn damals hatte er eine wenn auch geringe Chance gehabt, zu entkommen und den Spie? umzudrehen. Und die Hoffnung, da? ihm britische Schiffe zu Hilfe kamen. Eine geringe Hoffnung, aber immerhin. Doch hier gab es nichts dergleichen. Die Euryalus wurde nicht zuruckkommen und nach ihm suchen. Wie konnte sie auch, wenn die Mission, zu der sie hier war, noch nicht einmal in Angriff genommen war?

Sein Magen zog sich zusammen, und er merkte, da? er seit dem Vortag nichts gegessen hatte. Es kam ihm vor, als sei es eine Woche her — die geordnete Welt seines eigenen Schiffes, das Gefuhl, dazu zu gehoren.

Er stellte sich vor, da? Parejas Frau jetzt vermutlich Witrand berichtete, wie leicht sie hatte verhindern konnen, da? Bolitho ihn unter den Passagieren herausfand. Oder vielleicht sah sie auch tranenuberstromt an Deck zu, wie ihr altlicher Gatte an einem Strick von der Gro?rah hing und sein Leben verzappelte. Wo kam sie her? Wie geriet eine solche Frau in diesen Teil der Welt? Noch ein Ratsel und eins, das jetzt ungelost bleiben wurde.

Fu?escharren vor der Tur.»Kommen uns wohl beglotzen, diese Bastarde!«knurrte Allday hitzig. Der Riegel wurde zuruckgeschoben, und Witrand, zwei Bewaffnete hinter sich, schaute herein.»Ich mochte gern, da? Sie an Deck kommen, capitaine«, sagte der Franzose.

Seine Stimme klang ziemlich ruhig, aber es war etwas an ihm, das Bolitho vor Aufmerksamkeit erstarren lie?. Vielleicht frischte der Wind endlich wieder auf, und Witrand hatte doch nicht so viel Vertrauen zur Mannschaft, wie er vorgegeben hatte. Aber das Schiff dumpelte immer noch so trage, die Pumpen jankten immer noch so trubselig und gleichma?ig vor sich hin.

Kalt entgegnete er:»Was soll ich oben? Ich befinde mich hier ganz wohl.»

Witrand gab einem der Manner einen Wink, und dieser kam vorsichtig herein, den Schlussel zu den Fu?eisen in der Hand.»Als Gefangener haben Sie zu tun, was ich befehle«, sagte der Franzose argerlich.

Wahrend der Matrose mit aller Vorsicht die Fu?eisen aufschlo?, versuchte Bolitho krampfhaft, einen Grund fur das plotzlich veranderte Benehmen Witrands zu finden. Der Mann schien tatsachlich au?erst besorgt.

Meheux half ihm auf und murmelte:»Seien Sie vorsichtig, Sir!«Er sprach ein ganz klein bi?chen zu leichthin, fand Bolitho; vielleicht dachte er, sein Kommandant sollte eingehend befragt werden oder etwas noch Schlimmeres.

Bolitho ging hinter Witrand den Gang hinauf — alles war so merkwurdig still! Nur die Pumpen und das leise Knarren von Holz an Holz — uberhaupt keine Stimmen. Und das in einem mit aufgeregten Passagieren vollgestopften Schiff!

Es war spater Nachmittag, an Deck brannte die Sonne blendend hell herunter, der Teer in den Fugen klebte an Bolithos Sohlen, als er hinter Witrand die Leiter zur Kampanje hinaufstieg. Das Glitzern der blauen See war so intensiv, da? er uber eine zersplitterte Planke gesturzt ware und Witrand ihn stutzen mu?te.

«Nun, was ist?«Bolitho beschattete die Augen mit der Hand und musterte den Franzosen.»Ich habe es mir nicht anders uberlegt. In keiner Hinsicht.»

Witrand schien das gar nicht zu horen. Er fa?te Bolitho beim Arm und drehte ihn zur Reling herum. Seine Stimme klang sehr eindringlich.»Sehen Sie, dort. Was halten Sie von denen?»

Jetzt erst wurde Bolitho gewahr, da? das ganze Deck voll lautlos gespannter Menschen war. Ein paar waren sogar in die Wanten geklettert, lehnten sich gegen die schlaffen Segel und Masten und starrten zur Kimm.

Witrand hielt ihm ein Teleskop hin.»Bitte, capitaine. Sagen Sie es mir!»

Bolitho stutzte das Glas auf den Unterarm und stellte es ein. Die Menschen an Deck hatten sich ihm zugewandt; auch Witrand beobachtete ihn gespannt, beinahe angstlich, von der Seite.

Sehr langsam fuhr Bolitho mit dem Glas die Kimm ab und hielt den Atem an, als die kleinen bunten Lateinersegel zogernd in die Linse schwammen. Drei, vier, vielleicht funf standen uber ihrem hellen Widerschein im Meer — wie die Flugel munterer Schmetterlinge sahen sie aus.

Dann setzte er das Glas ab und sah Witrand an.»Das sind Sche-becken. «Die Besorgnis Witrands war unverkennbar.»Funf vielleicht.»

Witrand starrte ihn an und deutete dann auf die leblosen Segel der Navarra. »Aber sie bewegen sich doch, sie kommen schnell naher. Wie kann das sein?»

«Sie konnen genausogut gerudert wie gesegelt werden, m'sieur. Meiner Uberzeugung nach sind das Berberpiraten«, erwiderte er gelassen.

Witrand fuhr zuruck.»Mon dieu, le corsaire!«Er ri? Bolitho das Glas aus der Hand und richtete es sekundenlang auf die winzigen Segel. Dann, etwas gefa?ter:»Das ist unangenehm. Was wissen Sie von diesen Leuten?»

Bolitho wandte den Blick ab.»Es sind wilde, barbarische Krieger. Wenn sie an Bord gelangen, toten sie alle bis zum letzten Mann und schleppen dann die Ladung weg. «Er hielt inne.»Und die Frauen.»

Witrand atmete muhsam.»Aber unsere Geschutze sind doch gut, oui? Sie haben sich doch, mon dieu, gegen Ihr Schiff ganz ordentlich gehalten. Wir konnen doch sicher diese kleinen Boote zerschmettern, ehe sie da sind?»

Bolitho sah ihm ernst in die Augen.»Sie begreifen noch nicht. Schebecken manovrieren sehr schnell, und wir liegen in der Flaute. Deswegen haben sich diese Piraten auch so lange gehalten und mit solchem Erfolg. Wenn sie nahe genug sind, manovrieren sie sich mit ihren langen Riemen schnell unter unser Heck. Dann schie?en sie uns zusammen. Zweifellos hat jedes Boot eine schwere Kanone im Bug. So machen sie es immer. «Er lie? seine Worte ein paar Sekunden wirken.»Das hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Ich habe von Kriegsschiffen gehort, die hilflos bekalmt lagen und weiter nichts tun konnten, als zusehen, wie diese Galeeren einen Kauffahrer nach dem anderen mitten im Geleit uberfielen.»

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