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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander - Страница 26


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Nun ruhte sich das Geschwader aus; Sonnensegel waren aufgeriggt, zwischen Schiffen und Land krochen die Boote geschaftig wie Wasserkafer hin und her.

Eine Stunde nach dem Ankerwerfen trat Bolitho in seine Kajute. Dort waren bereits alle Kommandanten versammelt, denn er hatte eine Dienstbesprechung angesetzt.

Nach der langen Reise sahen sie mude und angestrengt aus; und gleich nach der Ankunft hatte sich allerlei ereignet, so da? keiner von ihnen viel Zeit zum Ausruhen gehabt hatte.

Naturlich war es Rattray von der Zeus, der davon anfing.

«Wer ist dieser Kerl, der beim Admiral ist? Kennt ihn jemand?»

Kapitan Fourneaux von der Valorous nahm sich ein Glas von dem Wein, den der Kajutsteward herumreichte, und beaugte es kritisch.»Sieht nicht nach einem Diplomaten aus, wenn Sie mich fragen. «Er wandte sein hochmutiges Gesicht Bolitho zu.»Aber im Krieg laufen einem ja seltsame >Ratgeber< uber den Weg, wie?»

Lachelnd nickte Bolitho den anderen zu und trat an die offenen Heckfenster. Druben auf der anderen Seite der Bucht lag unter einem zitternden Hitzeschleier Algeciras, wo sicher schon zahlreiche Teleskope auf das britische Geschwader gerichtet waren und Kuriere in den Sattel stiegen, um den Garnisonen im Landesinnern die Nachricht zu uberbringen.

Der Mann, der an Bord des Flaggschiffes gekommen war und dessen plotzliches Auftauchen so viele Spekulationen ausloste, war sicherlich ein ungewohnlicher Mann. Er war in der Gig des Gouverneurs eingetroffen und hatte schon beinahe die Fallreepspforte passiert, ehe die Ehrenformation zu seinem Empfang angetreten war.»Lassen Sie diesen Quatsch, wir haben keine Zeit zu verlieren«, blaffte der in eine gutgeschnittene, teure Uniform gekleidete Mann.

Sein Name lautete Sir Hugo Draffen, und trotz seiner Eleganz und seines Titels sah er aus wie jemand, der korperliche Anstrengung gewohnt war, keineswegs wie ein Mu?igganger: kraftig, untersetzt, mit tiefgebrauntem Gesicht, winzige Faltchen um die Augen, schien er in Sonnenbrand und rauhen Winden eher zu Hause zu sein als in dem milden Klima von Londons Whitehall. Broughton, der den Rest der Reise vorwiegend in seinem Logis verbracht hatte, war eilig herausgerufen worden und hatte sich dem Gast gegenuber merkwurdig still, fast unterwurfig benommen. Nach Bolithos Ansicht hatte es mit Draf-fen weit mehr auf sich, als es zur Zeit schien.

Kapitan Gifford von der Fregatte Coquette, der dem Geschwader vorausgeschickt worden war, um die neuesten Informationen einzuholen, berichtete duster:»Er kam zu mir an Bord, gleich als ich Anker geworfen hatte. «Gifford war ein langer, beinahe ungeschickt wirkender jungerer Mann, und sein hageres Gesicht verzerrte sich bei der Erinnerung an diese Begegnung.»Ich sagte ihm, ich musse wohl gleich wieder los und mit dem Geschwader Verbindung aufnehmen, aber er meinte, das konne ich mir sparen. «Er schuttelte sich.»Und als ich ihn fragte, wieso, da sagte er doch tatsachlich, ich solle mich um meine eigenen verdammten Angelegenheiten kummern.»

Falcon von der Tanais stellte sein Glas ab und sagte grimmig:»Auf diese Weise brauchten Sie wenigstens die Schweinerei mit der Auriga nicht mitanzusehen.»

Die Kommandanten sahen erst Falcon und dann einander an. Bis jetzt war diese Sache noch nicht erwahnt worden.

Bolitho mischte sich ein:»Ich glaube nicht, da? wir noch lange im unklaren bleiben werden. «Ob ihnen wohl aufgefallen war, da? er als Flaggkapitan an diesem Gesprach, das eben jetzt in Broughtons Kajute direkt unter ihnen stattfand, nicht teilnahm? Das war ungewohnlich. Aber Draffen war anscheinend ein ungewohnlicher Mann.

«Wenn ich in der Nahe gewesen ware«, sagte Gifford heftig,»dann hatte ich lieber beide Schiffe versenkt, als so etwas zugelassen.»

«Aber Sie waren eben nicht da, junger Freund«, naselte Fourneaux,»und somit kann Ihnen erfreulicherweise niemand einen Vorwurf machen — eh?»

«Das genugt, meine Herren. «Bolitho spurte die plotzliche Spannung und trat dazwischen.»Was geschehen ist, ist geschehen, und es gibt nichts mehr daruber zu sagen, hochstens, da? wir in Zukunft besser aufpassen mussen. «Er sah einen nach dem anderen bedeutsam an.»Wir werden in Kurze eine Menge zu tun bekommen, also sparen Sie Ihre Krafte.»

Die Tur ging auf, Broughton kam herein, hinter ihm Draffen und der Flaggleutnant.

«Nehmen Sie Platz, Gentlemen«, sagte Broughton mit kurzem Nik-ken. Der Steward bot ihm ein Glas an, aber er lehnte ab und schickte ihn hinaus.

Bolitho fiel auf, da? Draffen sich ans Heckfenster gestellt hatte. Interessierte ihn nicht, was jetzt kam, oder wollte er so stehen, da? er die anderen, diese aber nicht sein Gesicht sehen konnten?

Broughton rausperte sich, blickte zu Draffens untersetzter Gestalt hin, die sich fast schwarz von den sonnenhellen Fenstern abhob, und begann:»Wie Sie wissen, ist das Mittelmeer unserer Flotte seit Ende vorigen Jahres verschlossen. Bonapartes Vormarsch und seine Eroberungen in Italien und Genua haben uns alle Hafen gesperrt, und wir waren genotigt, uns zuruckzuziehen.»

Draffen verlie? seinen Platz am Fenster und trat herzu. Es war eine rasche behende Bewegung. Offenbar wurde er ungeduldig; das merkte man auch an seinem Ton.

«Wenn ich unterbrechen darf, Sir Lucius?«Er wartete Broughtons Antwort nicht ab, sondern drehte ihm den Rucken zu.»Wir wollen uns kurz fassen. Von der Langmut, mit der die Marine ihre Angelegenheiten betreibt, halte ich nicht viel. «Er lachelte, und die Faltchen um seine Augen wurden scharf wie Krahenfu?e.»England fuhrt Krieg gegen einen von seiner Sache uberzeugten und, wenn Sie mir den Ausdruck verzeihen wollen, professionellen Gegner. Angesichts der Massierung franzosischer und spanischer Schiffe in Brest zu einem Gro?angriff auf England mit anschlie?ender Invasion scheint es nicht nur klug, sondern hochst notwendig, unsere Schiffe zuruckzuziehen und mit ihnen die Kanal- und Atlantikflotte zu verstarken.»

Bolitho beobachtete Broughton genau auf Anzeichen von Arger oder Unmut, aber dessen Gesicht war wie aus Stein.

Munter fuhr Draffen fort:»Jervis' Sieg bei St. Vincent hat jedoch die Moglichkeit einer Invasion Englands furs erste, wenn nicht uberhaupt, zunichte gemachte. Au?erdem hat er die Bruchigkeit der franzosisch-spanischen Zusammenarbeit auf See bewiesen. Somit mu? man logischerweise annehmen, da? Bonaparte seinen Einflu? anderswo geltend machen wird, und zwar bald.»

«Soll ich fortfahren?«fragte Broughton unvermittelt dazwischen.

«Wenn Sie wunschen. «Draffen zog seine Uhr.»Aber bitte rasch.»

Broughton schluckte muhsam.»Unser Geschwader ist der erste britische Verband von nennenswerter Gro?e, der das Mittelmeer wieder befahren wird. «Weiter kam er nicht.

«Sehen Sie auf diese Karte, Gentlemen«, unterbrach ihn Draffen, ri? Leutnant Calvert die Rolle aus der Hand und breitete sie auf dem Tisch aus.

Wahrend die anderen herbeidrangten, warf Bolitho einen raschen Blick auf Broughton. Der war bleich geworden und starrte sekundenlang mit wutgluhenden Augen Draffens breiten Rucken an.

«Hier, zweihundertfunfzig Meilen die spanische Kuste aufwarts, liegt Cartagena, wo zahlreiche Schiffe, die jetzt in Brest sind, ihre Basis hatten. «Bolitho folgte dem spatelformigen Finger, der jetzt quer ubers Mittelmeer zu der zerrissenen Linie der algerischen Kuste fuhr.»Sudostlich von Spanien, blo? hundertfunfzig Meilen entfernt, liegt Djafou.»

Bolitho fuhr zusammen, denn auf einmal sah Draffen ihn an, sehr ruhig und durchdringend.»Kennen Sie es, Captain?»

«Vom Horensagen, Sir. War fruher ein Schlupfwinkel der BerberPiraten, glaube ich. Guter Naturhafen, sonst ohne Bedeutung.»

Draffen lachelte, aber seine Augen blieben unbewegt.»Die Dons[22] haben Djafou vor ein paar Jahren ubernommen, um ihren Kustenhandel zu schutzen. Jetzt, da sie mit den Franzosen alliiert sind, mu? man diesen Hafen vielleicht in einem ganz anderen Licht sehen.»

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