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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander - Страница 21


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Die Gig ruderte zu den franzosischen Schiffen zuruck, so schnell sie gegen die starke Stromung ankommen konnte. Bolitho ballte die Fauste, da? ihm die Nagel ins Fleisch bissen, als das Geschutz wieder feuerte und zwei weitere Ungluckliche zappelnd zur Gro?rah des Flaggschiffs aufstiegen.

Der franzosische Admiral hatte nicht einmal die Ruckkehr der Gig abgewartet. Er hielt sich an die gesetzte Frist. Hielt seine Drohung ein.

Die Gig verschwand hinter den ankernden Schiffen, und dann murmelte Gossett:»Eins holt schon die Ankertrosse ein, Sir.»

Vom Bug kam der Ruf:»Anker kurzstag, Sir.»

Inch trat vor, aber er sah Gossetts grimmiges Gesicht und dessen kurzes Kopfschutteln. Deshalb machte er auf dem Absatz kehrt und befahl laut:»Weitermachen! Marssegel setzen!«Selbst als er sein Sprachrohr senkte, verriet Bolitho mit keinem Zeichen, da? er etwas gehort hatte, noch wendete er die Augen von den feindlichen Schiffen ab.

«An die Brassen! Beeilung!«Ein Tampen schlug einem Mann klatschend uber die Schultern, und vom Bug her kam der Ruf:»Anker ist los!»

Langsam, sogar widerstrebend, fiel die Hyperion ab und gewann Fahrt. Das wa?rige Sonnenlicht fiel wie Silber auf ihre sich blahenden Segel, als sie mit dem ablandigen Wind davonsegelte.

Bolitho ging nach Luv, den Blick immer noch auf die franzosischen Schiffe gerichtet. Lequiller. Den Namen wurde er sich merken. Lequiller — ein Schandname!

Ein Steuermannsmaat legte gru?end die Hand an die Stirn.»Verzeihung, Sir?»

Bolitho starrte ihn an. Er mu?te laut gesprochen haben. Er sagte:»Der Tag wird kommen. Verlassen Sie sich darauf!»

Dann kletterte er die Leiter zur Hutte hinauf und sagte knapp:»Sie konnen Ihre Leute wegtreten lassen, Hauptmann Dawson.»

Sobald der letzte Marinesoldat an ihm vorbeigepoltert war, begann er auf dem verlassenen Huttendeck auf- und abzugehen. Sein Kopf war vollig leer. Bis auf einen Namen.

Das war alles, was er hatte. Doch eines Tages wurde er ihn stellen, und wenn dieser Tag kam, wurde er weder Mitleid kennen noch Pardon gewahren, bis die Erinnerung an jene elenden, zuk-kenden Gestalten getilgt war.

V Die Jagd beginnt

Funf Tage nach der Ruckkehr der Hyperion zu den beiden anderen Schiffen sa? Bolitho in seiner Kajute, das Fruhstuck unangetastet vor sich, und blickte teilnahmslos durch ein Heckfenster auf den leeren Horizont. Er konnte sich an keine Tage erinnern, die so lang oder so inhaltslos gewesen waren, und wu?te, da? das ganze Schiff seine dunkle Vorahnung teilte.

Als er wenige Minuten, nachdem sein Schiff im Kielwasser der anderen wieder seine Position eingenommen hatte, an Bord der Indomitable gekommen war, hatte er nichts anderes als das Gefuhl volligen Versagens empfunden; als man ihn in die gro?e Kajute des Kommodore gefuhrt hatte, hatte er wie ein au?enstehender Zuschauer seiner Stimme gelauscht, wahrend er seine Meldung machte.

Pelham-Martin hatte ihn wortlos und ohne Unterbrechung angehort. Tatsachlich konnte Bolitho sich nicht an einen Ausdruck oder irgendeine Reaktion erinnern, die entweder auf Verargerung oder Besorgnis hinwies. Er hatte lediglich gesagt:»Kehren Sie auf Ihr Schiff zuruck, Bolitho. Ich werde sofort einen Bericht fur Sir Man-ley Cavendish aufsetzen.»

Und wieder war Bolitho wie ein unbeteiligter Zuschauer auf seinem Achterdeck hin und her gewandert, wahrend an den Rahen des Flaggschiffs aufflatternde Signalflaggen wenigstens fur ein paar Stunden Anzeichen der Dringlichkeit und Zielstrebigkeit verraten hatten. Zum Gluck waren wahrend der kurzen Abwesenheit der

Hyperion die beiden Schaluppen zu dem kleinen Geschwader zuruckgekehrt, und wahrend die eine nordwarts jagte, um die Schiffe des Vizeadmirals zu suchen, wendete die andere und schlug die entgegengesetzte Richtung ein, um die beiden ubriggebliebenen Fregatten zu holen.

Doch als Tag um Tag verging und nichts das Warten und die Ungewi?heit unterbrach, wu?te Bolitho, da? eine neue Demonstration der Starke sinnlos war. Das Ausfalltor stand weit offen, doch war es unwahrscheinlich, da? noch mehr gro?e Schiffe darauf warteten, die Wachsamkeit des Kommodore auf die Probe zu stellen.

Wieder und wieder stellte sich Bolitho die Frage, was er hatte tun konnen. Wenn er vor der Kuste geblieben ware, um die franzosischen Schiffe zu beobachten, ware Pelham-Martin nicht informiert worden. Doch durch seine sofortige Ruckkehr zum Geschwader hatte er dem Feind die Flucht erlaubt, ihm ermoglicht, sich in Luft aufzulosen, als hatte er nie existiert.

Die dritte Moglichkeit hatte er ohne zu zogern verworfen. Doch wahrend er in seiner erzwungenen Isolation sich gramte und brutete, konnte er nicht langer den wahren Wert dieser einen Tat beurteilen. Menschlichkeit und Ehre wurden in der kalten und strengen Atmosphare einer Kriegsgerichtsverhandlung anders gewertet. Es war wie eine finstere Drohung, da? Pelham-Martin dieses Mal von keinem verlangte, seinen Bericht mit zu unterschreiben.

Verschiedentlich hatte er angesetzt, Cheney wieder einen Brief zu schreiben, sie auf Nachrichten vorzubereiten, die jederzeit kommen und ihr nur Verzweiflung bringen konnten. Wenn PelhamMartin seinen Bericht so abgefa?t hatte, da? er damit die volle Verantwortung dem Kommandanten der Hyperion aufburdete, dann wurde es nicht lange dauern, bis man in Falmouth von Bolithos Schande erfuhr — mit allen schrecklichen Konsequenzen.

Er setzte sich auf, als eine Stimme rief:»An Deck! Segel in Luv voraus.»

Er zwang sich, am Schreibtisch sitzenzubleiben, bis ein Mid-shipman ihm in aller Form meldete, da? ein Schiff in Nordwest gesichtet worden war. Dann zog Bolitho trotz seiner wachsenden Ungeduld erst seinen Uniformrock an und begab sich gemessenen Schritts auf das Achterdeck.

Inch kam eilig auf ihn zu.»Eine Fregatte, Sir. «Besorgt beobachtete er Bolithos Gesicht.»Wird sie Depeschen bringen, Sir?»

«Vielleicht. «Bolitho spurte Inchs Befurchtungen und fugte ruhig hinzu:»Haben Sie keine Sorge. Ihre Rolle ist in meinem Logbuch eindeutig festgehalten.»

Inch trat einen Schritt vor.»Daruber mache ich mir keine Sorgen, Sir. Es geht nur darum, da?…»

Bolitho musterte ihn ruhig.»Um was geht es?»

Inch reckte seine schmalen Schultern.»Es ist so verdammt unfair, Sir. Wir denken alle gleich.»

Bolitho beobachtete die Mowen, die in Lee uber die Laufbrucke schwebten und dann herunterschossen. Die Vogel waren toricht genug gewesen, den weiten Weg von Land her zuruckzulegen, obwohl die Verpflegung sogar fur die Besatzung selbst knapp genug bemessen war.

Dann sagte er:»Sie werden uber Dinge, die Sie in diesem Zusammenhang vermuten, in der Offiziersmesse nicht mehr diskutieren, Mr. Inch. Es kann jederzeit erforderlich werden, da? Sie das Kommando ubernehmen mussen. Falls Sie Ihr Herz zu freimutig offenbaren, konnten Sie sich dadurch verwundbar machen, wenn Sie es sich am wenigsten leisten durfen. «Er bemerkte Inchs niedergeschlagenes Gesicht und fugte hinzu:»Trotzdem danke ich Ihnen.»

Als die Fregatte naherkam, wurde schnell offenkundig, da? sie mehr als nur Depeschen an Bord hatte. Als sie die Segel kurzte und direkt auf die langsamen Zweidecker zulief, erkannte Bolitho, da? sie am Fockmast die Flagge eines Vizeadmirals trug, und die Fulle der aufflatternden Signale sagte ihm, da? Sir Manley Cavendish personlich gekommen war, um mit moglichst geringer Verzogerung Urteil und Strafe zu verkunden.

Midshipman Gascoigne schrie:»An alle! Beidrehen!»

Als Offiziere und Mannschaften auf Stationen eilten, fugte er atemlos hinzu:»Flaggschiff an Hyperion! Kommandant in drei?ig Minuten zum Rapport.»

«Bestatigen. «Bolitho sah Inch an.»Lassen Sie beidrehen und mein Boot aussetzen. «Vor den Augen seiner Umgebung bemuhte er sich, gelassen zu erscheinen.»Ich habe noch Zeit, meine Galauniform anzuziehen.»

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