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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander - Страница 17


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«Sehr gut, Mr. Inch. Sie konnen Befehl zum Laden geben.»

Als Inch heftig einem Midshipman winkte, erinnerte Bolitho sich der anderen Gelegenheiten, bei denen er ins Gefecht gesegelt war. Jedes Geschutz mit doppelter Ladung und zusatzlich mit Schrapnell geladen, um damit die erste verheerende Salve voll zur Wirkung zu bringen. Jetzt, mit nur halb ausgebildeten Leuten, die sich in der Finsternis des Zwischendecks zurechttasteten, konnte das eine Katastrophe herausfordern. Solche Methoden anzuwenden, verlangte Erfahrung. Eine falsche Ladung, und eine Kanone konnte explodieren und wenigstens ihre Bedienung toten.

Der Wind lie? ein wenig nach; in der plotzlich eintretenden Stille horte er hastige Schritte auf den mit Sand bestreuten Decks: die Pulveraffchen, die von Geschutz zu Geschutz rannten und die Ladung verteilten, die sie gerade vom Magazin empfangen hatten, wo Johns, der Stuckmeister, in funkensicheren Filzpantoffeln an dem einzigen Ort stand, von dem es kein Entkommen gab, wenn das Schiff im Gefecht in Brand geriet. Gott sei Dank war er ein erfahrener Veteran, der sich nicht blind auf das Konnen jener verlassen wurde, die er mit Pulver aus seinem Magazin versorgte.

Gossett rief:»Nach meiner Berechnung liegt die Landzunge jetzt drei Meilen querab, Sir. «Er hustete.»Selbstverstandlich ist es bei der Stromung und dem Nebel schwer, Genaueres zu sagen.«»Alle Geschutze feuerbereit, Sir.»

Bolitho hielt seine Uhr in das Licht der Kompa?laterne. Jetzt mu?te es bald hell werden. Er sah sich schnell nach allen Richtungen um. Lichtete sich das Dunkel tatsachlich schon, oder hatten sich seine Augen so sehr an die Finsternis gewohnt, da? er die Neunpfunder in Lee schwarz und scharf umrissen vor dem Schanzkleid wahrnahm?

Gern hatte er noch einmal einen Blick auf die Karte geworfen, aber dazu blieb keine Zeit mehr. Er versuchte, sich genau zu erinnern, was er vor Augen gehabt hatte: die Landzunge und das geschutzte Wasser dahinter, die unterschiedlichen Wassertiefen, der Verlauf des Fahrwassers und die Starke der Stromung, in der jede unvorsichtige Annaherung zu einer Katastrophe fuhren konnte.

«Etwa mehr Steuerbord!«Er stand neben Inch an der Achterdecksreling, das Teleskop nach Luv gerichtet, wahrend sich das Ruder knarrend drehte.

«Recht so!«Er konnte Inchs lautes Atmen horen und nahm einen der Achterdeckskanoniere wahr, der neben einem Neunpfunder kniete. Der Mann war trotz der eisigen Luft bis zu den Huften nackt und hatte sein Entermesser achtlos hinten in den Gurtel geschoben, wo der Griff sich nun dunkel von dem blo?en Rucken abhob. Die Lange seines Zopfes verriet Bolitho, da? er kein Neuling war, und er hoffte, da? au?er dem befehligenden Deckoffizier noch ein paar seinesgleichen fur Ruhe und Ordnung sorgen wurden, wenn es zum Gefecht kam.

Auf dem Hauptdeck lie? jemand eine Spake fallen, und als Bo-litho wutend nach vorn blickte, stellte er uberrascht fest, da? er Vorschiff und Kluverbaum erkennen konnte. Doch je mehr das Schiff in der weichenden Dunkelheit an Gestalt gewann, desto dichter schien der Nebel zu werden, bis die Hyperion schlie?lich hilflos seitwarts abzutreiben schien, ein Eindruck, der noch durch die Geschwindigkeit, mit der der Nebel durch die Wanten und um sie herum strich, verstarkt wurde.

Plotzlich sagte Bolitho:»Entern Sie auf, Mr. Gascoigne. Sie haben scharfe Augen.»

Der Midshipman kletterte behende in die Webeleinen, und Inch sagte:»Wir konnten die Fregatte verfehlen, Sir.»

Bolitho sah das Gro?bramsegel in einer Fallbo killen und entdeckte in diesen Sekunden einen schwachen blauen Fleck: Uber dem Nebel klarte der Himmel bereits auf, leuchtete hell und kalt, und das war gut so.

Blocke und Taljen klapperten nervos, und Gossett bemerkte:»Der Wind frischt auf, Sir.»

Es war nur wenig, genugte aber. Mit einem Mal ri? der Nebel auf und verfluchtigte sich zu einem tiefliegenden Dunst; als Gascoignes schriller Ruf noch nach unten drang, erkannte Bolitho schon die Umrisse des anderen Schiffes.

«Fregatte Steuerbord voraus!«schrie Gascoigne aufgeregt.»Vor Anker, Sir.»

Inch wandte den Blick von dem anderen Schiff ab und starrte Bo-litho an, als ob er es nicht glauben konne.

Bolitho beobachtete die Fregatte unbewegt, deren Umrisse immer klarer wurden, wahrend der Nebel an ihr vorbei auf die offene See hinaustrieb. Dort lag die Landzunge, blaugrau im Dammerlicht, und obwohl es noch nicht moglich war, den anderen Landarm der Flu?mundung auszumachen, wu?te er, da? er richtig gerechnet hatte, und empfand beinahe Mitleid mit dem Mann an Bord der Fregatte, der jetzt als erster die naherkommende Hyperion sehen mu?te. Sie mu?te auf ihn wie ein Bote der Holle wirken, als sie sich vor seinen Fluchtweg schob, mit leicht killenden Bram- und Marssegeln, ihre Gro?segel zum Gefecht aufgegeit, mit dieser goldschimmernden, starr blickenden Galionsfigur, die den Dreizack hob, als ob sie das Schiff geradewegs auf sein Opfer lenken wolle.

Uber den Streifen Wasser horte Bolitho plotzlich das Schmettern einer Trompete. Noch eine Meile trennte die Fregatte von dem Zweidecker, doch selbst wenn sie ihr Ankerkabel kappte, brauchte es Zeit, um die Besatzung auf Gefechtsstationen zu treiben und genug Segel zu setzen, um zu entkommen. Oben horte Bolitho die Marssegel sich mit einem gedampften Donnern fullen, als sein Schiff aus dem Windschutz der Landzunge glitt. Die Fregatte hatte keine Zeit mehr.

Er packte die Reling und rief:»Alles herhoren!«Die Leute an Geschutzen und Brassen rissen die Blicke von der Fregatte los und starrten wie ein Mann nach achtern.»Das da druben ist ein franzosisches Schiff, und ich beabsichtige, es anzugreifen. «Einer rief Hurra, verstummte aber unter dem strengen Blick des Kommandanten.»Wenn wir es als Prise nehmen konnen, schon. Aber wenn nicht, dann werden wir es vernichten. «Er lie? seine Worte wirken und fugte hinzu:»Doch lassen Sie sich durch ihren Anblick nicht tauschen. Sie kann sich als tapferer Gegner erweisen, und ich habe schon ebensoviele aus Selbstuberschatzung fallen sehen wie durch die Treffsicherheit des Feindes. «Dann lachelte er trotz des eisenharten Drucks in seiner Magengegend.»Tut euer Bestes, Jungs. Fur das Schiff und fur England.»

Er wendete sich wieder den Netzen zu, als Hurrarufe erklangen, die von den Mannern im unteren Deck aufgenommen wurden, bis aus dem ganzen Schiff erregtes Schreien und Jubeln aufstieg.

Bolitho sagte ruhig:»Lassen Sie die Leute larmen, Mr. Inch. Vielleicht geht es den Froschfressern auf die Nerven.»

Naher und naher kamen sie, und die ganze Zeit uber beobachtete Bolitho das Durcheinander an Bord der jah aufgeschreckten Fregatte. Zuerst erschien das flatternde Kluversegel und dann das Vormarssegel, ehe ein Ausguck herunterrief:»Sie hi?t die Flagge!»

Bolitho sah die Trikolore sich an der Gaffel entfalten. Diesmal also die rechtma?ige Flagge. Jedenfalls war jetzt offenkundig, da? sie sich nicht kampflos ergeben wurden.

«Geschutze ausrennen, Mr. Inch!»

Eine Pfeife schrillte, und als sich die Geschutzpforten offneten, schossen die Rohre um die Wette aus der Bordwand, bis die Hyperion dem franzosischen Schiff wie eine Doppelreihe schwarzer Zahne ihre volle Breitseite zeigte.

Stepkyne stand mit gezogenem Degen am Fu? des Fockmasts, den Blick zum Achterdeck gerichtet.

Noch weiter vorn wartete Leutnant Hicks von den Marinesoldaten neben den beiden gedrungenen Karronaden, wahrend das Gros der Rotrocke ihr sauberes Karree auf dem Achterdeck aufgelost hatten und uber Hutte und Achterdeck ausgeschwarmt waren, um die langen Musketen schu?bereit auf das naherkommende Schiff zu richten.

«Hart Backbord!«Bolitho hob die Hand, als ob er das Schiff steuern wolle.»Ruhig, Jungs!«Er beobachtete, wie der Kluverbaum auf den Fockmast der Fregatte zuschwang, bis es schien, als sei das andere Schiff bereits auf einem riesigen Sto?zahn aufgespie?t.

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