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Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See - Kent Alexander - Страница 45


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Noch ein Krachen, ein einzelnes nur, rollte von der dunstigen Kuste heruber und verklang.

Bolitho zog seine neue Uhr hervor und starrte lange auf das Zifferblatt. Bei der geringen Fahrt, die sie jetzt machten, wurden sie fast eine Stunde bis an Land brauchen. Aber das war nicht zu andern.

«Kein Grund, Sir!»

«Weitergeben an Hauptmann Bellairs«, befahl Bolitho.»Ein komplettes Landungsdetachement! Und an Mr. Davy: Boote klar zum Aussetzen, sobald wir ankern. Er ubernimmt das Kommando selbst!»

«Eine sichere Kuste, nach allem, was ich gehort habe«, sagte Conway.»Die Ansiedlung und das Fort liegen am westlichen Abhang der Bucht.»

Herrick kam wieder nach achtern. Er fa?te gru?end an den Hut und fragte mit einer gewissen Zuruckhaltung:»Soll ich die Geschutze laden lassen, Sir?»

«Noch nicht, Mr. Herrick.»

Bolitho richtete sein Fernrohr uber Backbord voraus. Die Ansiedlung, das Fort — er konnte sie nicht deutlich erkennen; vielleicht bildete er sich auch nur ein, etwas zu sehen. Eigentlich war alles nur ein verwischtes Grun, ohne Anzeichen von Besiedlung.

Er horte das Befehlsgebrull des Sergeanten der Marineinfanterie und das Getrampel der Seesoldaten, die fur das Landungsdetachement in Gruppen eingeteilt wurden. Bellairs beaufsichtigte den Vorgang vom Steuerborddecksgang aus. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, aber seinen Augen entging nichts.

«Zwanzig Faden!«[15] sang der Mann unterm Bugspriet triumphierend aus.

Duster nickte Mudge.»Stimmt ungefahr. Hier sind es uberall zwanzig Faden.»

Ein paar kleine Vogel flitzten kreuz und quer uber die Wasserflache und kreisten um die gebra?ten Rahen. Bolitho sah ihnen zu und dachte an die Mauersegler, die um das graue Steinhaus in Falmouth flogen. Dort mu?te es jetzt schon sein! Sonne, leuchtende Farben, Schafe und Rinder auf den Hugeln. Und in der Stadt selbst ein Gewimmel von Farmern und Seeleuten, die seit uralten Zeiten einer von des anderen Arbeit lebten.

Bolitho bemerkte Herrick in der Nahe und sagte leise:»Tut mir leid, da? ich vorhin grob geworden bin.»

Herrick lachelte.»Hat nichts zu sagen, Sir. Sie hatten ganz recht. Wir sind auf dieser Reise schon mal reingefallen, weil wir nicht aufgepa?t haben. Schwierigkeiten verschwinden nicht davon, da? man wegsieht.»

«Die Rosalind setzt wieder ihre Vorsegel, Sir!«Sie wandten sich um und sahen, da? die Brigg sich vor den Wind legte und mehr Fahrt zu machen begann.»Bei Gott«, knurrte Conway,»der Kerl will vor uns einlaufen! Der Teufel soll ihn holen!»

«Das ist sein gutes Recht, Sir. «Bolitho richtete sein Teleskop auf die Brigg, sah die geschaftigen Gestalten an Deck und in der Takelage, sah, wie der Wimpel mit gro?artigem Schwung im Wind schlug und das Wappen darauf im Sonnenlicht glanzte.»Bis die Ubergabe offiziell vollzogen ist, bleibt es Territorium der Spanischen Handelskompanie.»

«Eine blo?e Formalitat«, erwiderte Conway wutend und starrte Bolitho ins Gesicht.»Geben Sie einen Warnschu? ab, Captain!»

«Befehl weitergeben zum Vorschiff, Mr. Herrick! Eine Kugel! Aber aufpassen, da? sie die Brigg nicht trifft!»

Der Mann an der Lotleine sang aus:»Achtzehn Faden!»

Die Lafette quietschte und knarrte, als das Geschutz ausgefahren wurde. Der Stuckfuhrer visierte am Rohr entlang, und als ein Sonnenstrahl ihn traf, sah Bolitho, da? seine eine Hand ein eiserner Haken war: Turpin.

«Klar zum Schu?, Sir!«meldete Herrick.

«Dann Feuer frei.»

Die Kanone krachte, und Sekunden spater spritzte ein dunner Wasserstrahl hoch, weitab vom Bug der Brigg.

«Nun wissen sie wenigstens, da? wir kommen, Sir«, sagte Bolitho.

«Diese Wilden!«schimpfte Conway.»Ich werde es ihnen schon zeigen!»

Mit einem Seufzer der Erleichterung sah Bolitho, da? die Brigg einen Strich abfiel. Der Kluver wurde, als Reaktion auf das grobe Signal, bereits aufgegeit. Der Gedanke, da? eine unzureichend bewaffnete Brigg zwischen einen eventuellen Feind und seine eigenen Kanonen geriet, war ihm unertraglich. Und noch dazu, da sie an Bord der Rosalind war.

Scharf wandte er sich ab; er argerte sich uber sich selbst, weil er seine Gedanken wieder einmal ihre eigenen Wege gehen lie?. Gerade jetzt mu?te er vollig klaren Kopf behalten.

«Mr. Mudge, was wissen Sie noch von dieser Gegend, au?er dem, was Sie mir schon erzahlt haben?»

Der Steuermann zuckte die Schultern.»Kaum jemand kennt das Hinterland, Sir: Kopfjager und viele Stammesfehden, wie ich gehort habe. Die Eingeborenen sind zum Teil Seefahrer, Piraten aus Nordborneo. Seedajaks nennt man sie. Manches gute Schiff, das nichtsahnend hier vor Anker lag, ist von diesen Teufeln uberfallen worden. «Er schuttelte so heftig den Kopf, da? seine Backen schwappten.»Dann hauen sie mit diesen langen Messern zu, und es ist aus und vorbei.»

In diesem Moment deutete ein Matrose, der neben einem Sechspfunder stand, nach oben, wo der Wimpel im Topp auf einmal energisch zu flattern begann. Wie ein langer, trager Vorhang hob sich der Dunst und zerstob. Endlose Strande, dichter Dschungel und schlie?lich weit hinten die sich uberschneidenden Berge wurden sichtbar. Herrick lie? das Teleskop sinken.

«Und das soll der Stutzpunkt sein, Sir?»

Bolitho behielt sein Glas vorm Auge; er wagte nicht, Conway ins Gesicht zu sehen. Was er zuerst fur einen Haufen gefallter und aufeinandergeschichteter Baumstamme gehalten hatte, wurde nun zu langen, spitzen Palisaden, in unregelma?igen Zwischenraumen von niedrigen Blockhausern verstarkt. Als sich der Dunst vollends verfluchtigt hatte, konnte er die Gouverneursresidenz ausmachen. Das mu?te sie sein, das gro?te Gebaude, das zu sehen war. Es war ebenfalls aus Baumstammen erbaut, mit einem oberen und einem unteren Wehrgang und einem spinnenbeinigen Wachtturm in der Mitte, an dem die spanische Flagge sich manchmal in der schwachen Brise trage hob.

«Um Gottes willen«, sagte Conway gepre?t — kaum wollten ihm die Worte aus der Kehle.

Angestrengt spahte Bolitho hinuber, ob sich nicht au?er der Flagge etwas regte — irgendein Zeichen menschlichen Lebens. Der Bau sah primitiv aus, war aber gunstig gelegen und leicht zu verteidigen. Uberall auf der Welt mu?te es solche Stutzpunkte geben. Aber wie hatte es hier vorher ausgesehen? Irgendwer mu?te als erster aus einem Boot gestiegen und an Land gewatet sein, um eine Fahne zu hissen und damit das Gebiet fur sein Vaterland in Besitz zu nehmen. Bolitho hatte von Inseln im Pazifik gehort, die abwechselnd von einem halben Dutzend Nationen als ihr Eigentum beansprucht wurden. Manchmal lag der echte Wunsch nach Kolonisierung vor; manchmal aber war nur ein Schiff eingelaufen, das nichts weiter wollte, als Wasser und Brennholz zu ubernehmen.

«Zehn Faden!«sang der Mann am Lot aus.

«Wir ankern bei acht Faden«, sagte Bolitho zu Herrick. Allday machte sich bereits an der festgelaschten Gig zu schaffen.»Und dann die Boote zu Wasser, so schnell es geht!»

Er betrachtete aufmerksam die kabbligen kleinen Wellen, welche die auffrischende Brise vor sich hertrieb: eine gro?e, gutgeschutzte Bucht. Wie es hei?t, hatte die Koniglich Spanische Handelsgesellschaft sie vor einigen Jahren beinahe zufallig in Besitz genommen. Eigentlich hatte sie ihren Stutzpunkt weiter nordlich errichten wollen, um Zugang zum Handel mit den Philippinen zu gewinnen. Aber da war Fieber ausgebrochen, es hatte Verluste an Schiffen und Vorraten gegeben, und so hatten sie sich schlie?lich hier festgesetzt. Es war leicht zu verstehen, warum die Spanier den Mut verloren hatten, und noch leichter war einzusehen, wieviel wichtiger das Gebiet fur die Briten sein wurde. Beide Indien waren von hier aus erreichbar und desgleichen die weitraumigen, bisher kaum erforschten Reserven des Chinesischen Meeres. So konnte der Stutzpunkt Teluk Pendang ein lebenswichtiges Bindeglied sein, vorausgesetzt, er bekam Zeit, sich zu entwickeln, und wurde geschickt regiert. Jetzt, da die Spanier und Franzosen sich aus dieser Gegend zuruckgezogen hatten, gab es nur noch die Konkurrenz des hollandischen Ostindienhandels.

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Tiefenma?: l Faden = 1,829 m (der Ubersetzer).

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