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Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik - Kent Alexander - Страница 9


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Bolitho wollte zur Leeseite hinuber, wie ublich, wenn der Kommandant an Deck erschien, aber Pears Stimme rief ihn zuruck.

«Bleiben Sie, Mr. Bolitho. «Pears kampfte sich zur Luvreling, den Hut tief in die Augen gezogen.»Sie haben da mit dem Ersten Offizier einen verwegenen Plan ausgebrutet!»

«Sir, ich.»

«Verruckt. «Pears beobachtete das steife Gro?segel.»Aber mit einem Kornchen, einem winzigen Kornchen Wert.»

Bolitho starrte ihn an.»Besten Dank, Sir!»

Pears ignorierte ihn und sagte zu Cairns:»Die beiden Kutter mussen genugen. Ich mochte, da? Sie jeden Mann selbst auswahlen. Sie wissen, welche Leute wir fur diese Aufgabe brauchen.»

Dann blickte er Cairns ins Gesicht und sagte beinahe sanft:»Aber Sie gehen nicht mit!»

Als Cairns protestieren wollte, fugte Pears hinzu:»Ich kann Sie nicht entbehren. Ich konnte morgen umkommen, und wenn auch Sie ausfallen, was sollte dann aus der Trojan werden?»

Bolitho beobachtete beide und kam sich wie ein Eindringling vor, als er die Enttauschung in Cairns Gesicht sah.

Dann erwiderte dieser:»Aye, Sir, ich werde mich danach richten. «Als er wegging, sagte Pears barsch:»Aber Sie konnen den hier mitschicken, den wird man nicht vermissen!»

Pears ging nach achtern, wo Bunce auf ihn wartete, das storrische Haar im Winde flatternd. Im Weggehen rief er:»Der Zweite Offizier soll zu mir kommen.»

Bolitho uberlegte. Er wurde also mitgehen. Und Sparke. Stellen Sie den Namen dieses Mannes fest.

Er dachte an Cairns, dem diese einmalige Chance, seinen Mut und seine Tuchtigkeit zu beweisen, genommen wurde. Es war auch wieder typisch fur ihn, dachte er. Mancher Erste Offizier hatte den Plan, das feindliche Schiff zu entern, fur seinen eigenen ausgegeben und alles Lob dafur eingeheimst.

Es wurde fruh dunkel, die tiefhangende Wolkendecke und der Spruhregen trugen das Ihrige dazu bei.

Cairns erwartete Bolitho, als dieser von der Wache kam, und sagte:»Ich habe ein paar gute Leute fur dich ausgewahlt, Dick. Der Zweite Offizier ubernimmt das Kommando, unterstutzt von Frowd, dem fahigsten unserer Steuermannsmaaten, dazu Midshipman Lib-by. Zu deiner Unterstutzung gehen Mr. Quinn und Midshipman Couzens mit.»

Bolitho begegnete seinem ruhigen Blick. Au?er Sparke, Frowd und bis zu einem gewissen Grade ihm selbst, waren alle anderen halbe Kinder und nicht geeignet fur ein solches Unternehmen. Er bezweifelte, da? der nervose Quinn oder der willige Couzens jemals das Abfeuern eines Schusses erlebt hatten, au?er vielleicht bei der Entenjagd.

Er sagte jedoch:»Danke, Sir«, womit er dieselbe Haltung zeigte wie Cairns sie gegenuber dem Kommandanten an den Tag gelegt hatte.

Cairns fa?te ihn am Arm.»Sieh zu, da? du etwas Trockenes zum Anziehen findest. «Dann, wahrend er sich seiner Kabine zuwandte, fugte er hinzu:»Du hast naturlich auch den Unhold Stockdale in deinem Kutter. Ich hatte nie den Mut aufgebracht, ihn davon abzuhalten!»

Bolitho durchquerte die Messe und betrat seine eigene, kleine Kabine. Dort zog er sich nackt aus und frottierte sich die feuchten, kalten Gliedma?en, bis er so etwas wie Warme verspurte.

Dann sa? er auf dem Rand seiner schwankenden Koje und lauschte auf die Gerausche des gro?en Schiffes, das Achzen beim Uberholen, das Beben beim Aufprall eines Brechers, das anschlie?ende Prasseln der uber Deck peitschenden Gischt.

Morgen um diese Zeit war er vielleicht auf dem Weg in sein Unheil, wenn nicht sogar schon tot. Er frostelte und frottierte sich heftig die Bauchmuskeln, um die plotzlich aufkommende Verzagtheit zu uberwinden.

Aber wenigstens wurde er etwas unternehmen, und das war besser als diese ewige Untatigkeit. Er zog sich ein sauberes Hemd uber den Kopf und langte nach seiner Hose.

Er war kaum damit fertig, als er schon das naherkommende Geschrei horte:

Alle Mann an Deck, Marssegel reffen!

Er stand abrupt auf und stie? mit dem Kopf gegen einen Ringbolzen.

Verdammt!

Aber dann war er auf und eilte wieder in jene andere Welt des Windes und des Larms, gehorsam den Forderungen der Trojan, die immer erfullt werden mu?ten.

Als er an Probyns unordentlicher Erscheinung vorbeilief, grinste der ihn an.»Nebel, wie?»

Bolitho grinste zuruck.»Geh zur Holle!»

Es dauerte zwei volle Stunden, bis das Reffen zu des Kommandanten Zufriedenheit ausgefuhrt und die Trojan fur die Nacht klargemacht worden war. Die Nachricht uber den beabsichtigten Angriff hatte sich im Schiff wie ein Lauffeuer verbreitet, und Bolitho horte, wie uberall Wetten abgeschlossen wurden: des Seemanns enger Spielraum zwischen Leben und Tod.

Moglicherweise wurde es uberhaupt zu nichts kommen, wie schon so oft wahrend dieses Einsatzes. Gro?e Vorbereitungen, und dann die Enttauschung.

Bolitho wu?te, da? es ein beinahe unmogliches Unterfangen war, das andere Schiff zu finden und zu kapern. Gleichzeitig wu?te er aber auch, da? er sich betrogen vorkommen wurde, falls es abgeblasen werden sollte.

Er kehrte in die Messe zuruck und stellte fest, da? die meisten Offiziere schon in die Koje gegangen waren — verstandlich nach diesem sturmischen und arbeitsreichen Tag. Lediglich der Arzt und der Hauptmann d'Esterre spielten im Licht einer einzelnen Lampe Karten, wahrend unter den uberfluteten Heckfenstern Leutnant Quinn sa? und auf den vibrierenden Ruderkopf starrte.

Im schwankenden Lampenschein sah er noch junger aus als sonst.

Bolitho setzte sich neben ihn und schuttelte den Kopf, als Logan, der Messejunge, mit einem Weinkrug auftauchte.

«Fuhlst du dich nicht wohl, James?»

Quinn blickte ihn uberrascht an.»Doch, danke, Sir.»

Bolitho lachelte.»Richard oder Dick, wenn dir das lieber ist. «Er beobachtete des anderen Verzweiflung.»Dies ist nicht das Fahnrichslogis, wie du wei?t.»

Quinn warf einen raschen Blick auf die Kartenspieler, auf den wachsenden Stapel von Munzen neben dem scharlachroten Armel d'Esterres und den dahinschwindenden seines Gegenubers.

Dann sagte er ruhig:»Sie haben so etwas schon fruher gemacht, Sir — ich meine, Dick!»

Bolitho nickte.»Ein paarmal.»

Er wollte nicht Quinns Vertrauen durch eine Unterbrechung riskieren, nun, da dieser zu sprechen begann.

«Ich… Ich dachte, es wurde an Bord sein, wenn es dazu kame. «Er machte eine hilflose Armbewegung, die die Messe und die angrenzenden Kabinen umfa?te.»All seine Freunde wei? man in der Nahe. Ich glaube, hier konnte ich es zum erstenmal, das Kampfen.»

Bolitho sagte:»Ich wei?. Das Schiff ist unsere Heimat. Es hilft.»

Quinn rang die Hande.»Meine Familie ist im Lederhandel in der City von London. Mein Vater wollte nicht, da? ich zur Marine ging. «Sein Kinn hob sich ein wenig.»Aber ich war entschlossen. Ich hatte oft genug ein Kriegsschiff den Flu? herunterfahren und in See stechen sehen. Ich wu?te, was ich wollte.»

Bolitho konnte den Schock nachempfinden, den Quinn erlitten haben mu?te, als er zum ersten Mal der rauhen Wirklichkeit an Bord eines Kriegsschiffes begegnete, mit all der harten Disziplin und dem Gefuhl, da? man als neuer Fahnrich an Bord der einzige ist, der vollig nutzlos zu sein scheint und von nichts eine Ahnung hat.

Bolitho war damit aufgewachsen. Die dunklen Portrats an den Treppenhauswanden seines Elternhauses in Cornwall waren eine standige Erinnerung an alle, die vor ihm diesen Weg gegangen waren. Jetzt setzten er und sein Bruder Hugh die Tradition fort. Hugh fuhr auf einer Fregatte, wahrscheinlich im Mittelmeer, wahrend er hier im Begriff war, sich einzuschiffen fur ein Unternehmen, wie es oft in den Kneipen von Falmouth geschildert wurde, wenn die Seeleute ihr Garn sponnen.

Er sagte:»Es wird alles klargehen, James. Mr. Sparke fuhrt uns.»

Zum ersten Mal sah er Quinn lacheln, als dieser sagte:»Ich mu? zugeben, vor dem habe ich mehr Angst als vorm Feind!»

Bolitho lachte und fragte sich, wieso Quinns Angst ihm selbst irgendwie Mut einflo?te.

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