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Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik - Kent Alexander - Страница 26


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«Jedenfalls«, Cairns lehnte sich zuruck und blickte Bolitho an,»hat der Captain klar zum Ausdruck gebracht, da? er lieber Sie als Begleiter beim Admiral haben will als unseren Zechbruder, den Zweiten Offizier!»

Bolitho lachelte. Es war erstaunlich, da? Probyn sich noch immer halten konnte. Gewi?, er hatte Gluck, da? die Trojan nach ihrer Ruckkehr kaum wieder auf See gewesen war. Zwei kurze Patrouillen zur Unterstutzung der Armee und, mit dem Flaggschiff zusammen, eine Schie?ubung in Sichtweite von New York, das war alles. Denn noch ein paar heftige Sturme auf See, und Probyns Schwache ware offenbar geworden.

Bolitho stand auf.»Dann ist es wohl besser, wenn ich mich jetzt umziehe.»

Cairns nickte.»Sie sollen sich am Ende der ersten Hundewache* beim Kommandanten melden. Er ist zur Zeit nicht in Stimmung, auch nur die kleinste Nachlassigkeit durchzulassen, das kann ich Ihnen versichern.»

*Sechs Uhr nachmittags

Punktlich um vier Glasen trat Kapitan zur See Pears aus der Kajutstur, in gro?er Uniform, den Degen an der Seite. Das glitzernde Gold auf dunkelblauem Grund und die wei?e Kniehose lie?en ihn junger und gro?er erscheinen.

Bolitho, ebenfalls in seiner besten Uniform, den Degen statt des im Alltag ublichen Dolches am Gurtel, erwartete ihn am Fallreep.

Er hatte Boot und Besatzung bereits inspiziert und alles in Ordnung befunden. Es war ein prachtiges Boot, dunkelrot mit wei?em Dollbord, der Name Trojan leuchtete in Goldbuchstaben am Bug, die Hecksitze waren mit roten Kissen ausgelegt. Die Crew in rotwei? karierten Hemden und schwarzen Huten hielt die Riemen hoch, genau ausgerichtet in zwei schnurgeraden Reihen. Gut genug fur einen Kaiser, dachte Bolitho.

Cairns eilte herbei und sagte etwas zum Kommandanten, was Bo-litho nicht verstand. Da jedoch Molesworth, der nervose Zahlmeister, ebenfalls in der Nahe des Fallreeps wartete, nahm er an, da? Cairns an Land fahren wollte, um den Handel mit dem Proviantlager abzuschlie?en.

Hauptmann d'Esterre musterte kurz seine Wache und kommandierte:»Prasentiert das Gewehr!»

Die aufgepflanzten Bajonette der hochschnellenden Musketen beruhrten mit ihren Spitzen fast das Sonnensegel, und Bolitho sah im Geiste wieder die Marineinfanteristen vor sich, wie sie mit derselben Prazision die Enterer auf der Faithful niedergemaht hatten.

Pears schien Bolitho zum ersten Mal zu sehen.»Ah, Sie sind es. «Er lie? den Blick uber Bolithos Erscheinung wandern, uber den neuen Hut, den frischgebugelten Rock mit leuchtend wei?en Aufschlagen, und sagte anerkennend:»Ich dachte, ich hatte einen neuen Offizier an Bord.»

Bolitho lachelte.»Danke, Sir.»

Pears nickte ihm zu.»Weitermachen!»

Bolitho lief die Fallreepstreppe hinunter zum Boot, wo Hogg, der stammige Bootssteurer, bereitstand, den Hut unterm Arm.

Die Bootsmannsmaatenpfeifen trillerten, dann bekam das Boot unter Pears Gewicht Schlagseite, als er an Bord stieg und zum Hecksitz balancierte.»Absetzen! Riemen bei!«Hogg war sich der beobachtenden Fernrohre auf den umliegenden Kriegsschiffen bewu?t.»Ruder an!»

Bolitho sa? steif da, den Degen zwischen den Knien. Es war ihm unmoglich, sich in Gegenwart des Kommandanten zu entspannen, deshalb beobachtete er intensiv die Trojan, ihre sich nach unten verjungenden Linien, die lustlos uber die Heckreling baumelnde Flagge, das Glitzern der Goldbronze und polierten Messingbeschlage.

Alle Stuckpforten standen offen, um die schwache, ablandige Nachmittagsbrise einzulassen. Aus jeder Offnung blickte die schwarze Mundung einer Kanone, so sauber und blank wie d'Esterres Silberknopfe.

Bolitho betrachtete verstohlen Pears grimmiges Profil. Die Neuigkeiten vom Kriegsschauplatz waren schlecht: bestenfalls Pattsituation, Verluste auf beiden Seiten. Doch was Pears auch von der augenblicklichen und kunftigen Lage halten mochte, eins war sicher: Nie wurde er auf seinem Schiff die geringste Schlamperei dulden.

Unter ihren Vierkant gebra?ten Rahen mit den sorgfaltig festgemachten Segeln, glanzend in Schwarz und Lederfarbe, war die Trojan wirklich ein Anblick, der auch das verzagteste Herz hoher schlagen lie?.

Pears fragte plotzlich:»Haben Sie von Ihrem Vater gehort?«Bolitho erwiderte:»In letzter Zeit nicht. Er ist kein eifriger Schreiber.»

Pears blickte ihn voll an.»Es tat mir leid, vom Tode Ihrer Mutter zu horen. Ich habe sie einmal in Weymouth gesehen, Sie selbst waren damals auf See. Eine so reizende und hubsche Dame.

Ich komme mir alt vor, wenn ich mich an sie erinnere.»

Bolitho blickte starr achteraus. Kein Wunder, da? Pears sich alt vorkam. Angenommen, die Trojan hatte wirklich zu kampfen, und zwar mit einem Schiff ihrer eigenen Gro?e und Feuerkraft, welche Offiziere wurde Pears dann in die Schlacht fuhren? Probyn wurde von Tag zu Tag schwieriger und murrischer. Dalyell war frohlich und freundlich, aber kaum imstande, seine neuen Aufgaben als Vierter Offizier voll zu erfullen. Der arme Quinn, schmal geworden und noch standig unter Schmerzen leidend, war nur bedingt einsatzfahig und vorlaufig hochstens zu leichter Tatigkeit unter Aufsicht des Arztes freigestellt. Dann hatten sie jetzt noch Libby, diesen Jungen in Offiziersverkleidung. Pears machte sich mit gutem

Grund Sorgen, dachte Bolitho. Es mu?te ihm manchmal vorkommen, als habe er ein Korps von Schuljungen an Bord.

«Wieviele Leute haben Sie heute aufgetrieben?»

Bolitho erstarrte. Pears wu?te alles, selbst uber seine heutige Mission an Land war er im Bilde.

«Vier, Sir. «Das klang noch durftiger, wenn man es laut aussprach.

«Hm. Vielleicht haben wir mehr Gluck, wenn der nachste Konvoi eintrifft. «Pears ruckte ein wenig auf seinem roten Kissen.»Verdammte Memmen, diese Handelsschiffmatrosen, die sich hinter der Ostindischen Kompanie oder einem verfluchten Regierungserla? verstecken! Holle und Teufel, man konnte meinen, es sei ein Verbrechen, fur sein Land zu kampfen! Aber ich werde ein paar von ihnen schnappen, Erla? oder nicht. «Er lachte in sich hinein.»Bis Ihre Lordschaften davon erfahren, haben wir sie langst zu Seeleuten des Konigs gemacht!»

Bolitho wandte den Kopf, als das Flaggschiff jetzt hinter einem anderen Ankerlieger sichtbar wurde.

Es war die Resolute, ein Zweidecker mit bereits funfundzwanzig Jahren Dienstzeit, bestuckt mit neunzig Geschutzen. Schon lagen mehrere Boote an ihrer Backspier, woraus Bolitho schlo?, da? es eine ziemlich gro?e Versammlung werden wurde. Er blickte zu der schlaff vom Kreuztopp hangenden Flagge empor und versuchte sich vorzustellen, was fur ein Mensch wohl ihr Gastgeber war. Konteradmiral Graham Coutts, Befehlshaber des Kustengeschwaders, hatte das Geschick der Trojan seit ihrer Ankunft in New York gelenkt. Bolitho hatte ihn noch nie gesehen und war neugierig: vielleicht ein zweiter Pears, standfest wie ein Fels und unerschutterlich?

Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder der Routine ihrer Ankunft zu: die Seesoldaten an der Pforte, der Glanz von Stahl, das geschaftige Hin und Her von Blau und Wei?, gedampfte Kommandoworte… Pears sa? wie vorher, aber Bolitho bemerkte, da? seine sehnigen Fauste sich um seine Degenscheide aus Haifischleder krampften, das erste Zeichen von Erregung, das er je bei ihm gesehen hatte. Es war ein prachtiger Degen und mu?te ein Vermogen gekostet haben, eine Ehrengabe, Pears wohl fur personliche Tapferkeit oder fur einen Sieg uber Feinde Englands verliehen.

«Auf Riemen!«Hogg beugte sich etwas vor, seine Finger schienen die Pinne zu liebkosen, als er jetzt zum Anlegen ansetzte.»Die Riemen — hoch!»

Wie eine Wand standen im selben Augenblick die Riemen mit den tropfenden Blattern in zwei genau ausgerichteten Reihen nach oben; Wasser rieselte ungehindert auf die Knie der Ruderer.

Pears nickte der Bootscrew zu und stieg dann gelassen das Fallreep hinauf, wo er unter dem schrillen Seitepfeifen und dem ublichen Zeremoniell beim Anbordkommen eines Kommandanten seinen Hut abnahm.

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