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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 58


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Eine neue Explosion drohnte uber das Wasser und brach sich an der Bordwand der Destiny. Sie sahen schwarze Rauchwolken uber die Lagune treiben und die vor Anker liegenden Schiffe ihren Blicken entziehen.

Dumaresq sagte leise:»Er mu? kapitulieren. «Pallisers Einspruch ignorierend, setzte er hinzu:»Der Kommandant hat gar keine andere Wahl. «Er schaute uber sein eigenes Schiff und sah, da? Bolitho ihn beobachtete.»Was wurden Sie tun? Die Flagge streichen oder Ihre Leute verbrennen lassen?»

Bolitho horte weitere Explosionen, die entweder von der Landbatterie oder aus dem Rumpf des Spaniers kamen. Solch ein herrliches Schiff, so schon anzusehen in all seiner hochmutigen Pracht, und jetzt lediglich Kanonenfutter! Er konnte es wie Bulkley kaum glauben. Wenn das ihnen passiert ware, dachte er, ihm und seinen Kameraden auf der Destiny! Der Gefahr sahen sie mutig ins Auge, das gehorte zu ihrem Beruf. Aber im Nu aus einer disziplinierten Einheit in einen hilflosen Menschenhaufen verwandelt zu werden, umzingelt von Renegaten und Piraten, die einen Mann auch fur einen Schnaps getotet hatten — das war ein Alptraum.

«Klar zum Wenden, Mr. Palliser. Wir wollen auf Kurs Ost gehen.»

Palliser sagte nichts. Er malte sich wahrscheinlich aus, und das mit gro?erer Sachkenntnis als Bolitho, welche Verzweiflung jetzt an Bord des Spaniers Platz gegriffen hatte. Sie wurden sehen, wie sich die Masten der Destiny nach der Wende von der Insel entfernten, und damit ihre Niederlage als besiegelt betrachten.

Dumaresq fugte hinzu:»Nachher will ich Ihnen meine weiteren Absichten erklaren.»

Bolitho und Rhodes sahen einander an. Ihre Aufgabe war also noch nicht beendet. Sie hatte noch nicht einmal angefangen.

Palliser schlo? schnell die Lamellentur, als befurchte er, da? ein Feind mithoren konnte.

«Alle versammelt, Sir. Das Schiff ist — wie befohlen — vollig verdunkelt.»

Bolitho wartete mit den anderen Offizieren und Deckoffizieren in Dumaresqs Kajute; er fuhlte ihre Zweifel und Sorgen und teilte ihre Erregung.

Den ganzen Tag hatte die Destiny in der sengenden Sonnenglut auf-und abgestanden, die Insel Fougeaux immer nahe querab, wenn auch nicht so nahe, da? sie von den Landbatterien erreicht werden konnte. Einige Stunden hatten sie noch gewartet, und einige von ihnen hatten sogar noch bis zuletzt gehofft, da? die San Augustin wieder auftauchen wurde, da? sie sich irgendwie aus der Lagune freigesegelt hatte, um zu ihnen zu sto?en. Aber es geschah nichts dergleichen. Doch hatte es auch keine schreckliche Explosion mit herumfliegenden Wrackteilen gegeben, die von der endgultigen Vernichtung des Spaniers gekundet hatte. Ware er in die Luft geflogen, so hatten die me i-sten der vor Anker liegenden Schiffe in Mitleidenschaft gezogen oder gar vernichtet werden konnen. Da? alles still blieb, wirkte also noch bedruckender.

Dumaresq schaute in die gespannten Gesichter. Es war sehr hei? in der geschlossenen Kajute, und die Manner trugen alle nur Hemd und Hose. So sahen sie eher wie Verschworer aus als wie Offiziere des Konigs, dachte Bolitho.

Dumaresq sagte:»Wir haben einen ganzen Tag abgewartet, meine Herren. Damit hat Garrick sicherlich gerechnet. Er hat jede unserer Bewegungen vorausgesehen, glauben Sie mir.»

Midshipman Merrett schnuffelte und wischte sich die Nase mit dem Armel, aber Dumaresqs Blick lie? ihn erstarren.

«Garrick wird seine Plane sorgfaltig abgewogen haben. Er sollte wissen, da? ich in Antigua um Hilfe nachgesucht habe. Welche Chance wir auch hatten, ihn in seinem Schlupfwinkel festzunageln, bis Unterstutzung eintraf, sie zerrann, als die San Augustin ihre Vorstellung gab. «Er beugte sich uber den Tisch und legte beide Hande auf die Karte vor sich.»Nichts steht zwischen Garrick und seinen Zielen als dieses unser Schiff. «Er lie? seine Worte eine Zeitlang einwirken.»Ich hatte in dieser Hinsicht bislang keine Befurchtungen, meine Herren. Wir konnen es mit Garricks Flottille aufnehmen, wenn sie ausbricht, konnen alle Schiffe auf einmal bekampfen oder eins nach dem anderen uberwaltigen. Aber die Lage hat sich geandert. Diese Stille heute beweist es.»

Palliser fragte:»Sie meinen, er wird die San Augustin gegen uns einsetzen, Sir?»

Dumaresq funkelte ihn wegen der Unterbrechung argerlich an, doch sagte er fast milde:»Wie es jetzt aussieht, ja.»

Fu?e scharrten, und Bolitho horte mehrere Stimmen in plotzlicher Erregung miteinander flustern.

Dumaresq sagte:»Don Carlos Quintana wird sich ergeben haben, falls er nicht vorher gefallen ist. Fur ihn erhoffe ich letzteres. Denn er hatte von dieser Morderbande kaum Gnade erwarten konnen. Was bitte auch Sie nicht aus den Augen verlieren sollten. Habe ich mich klar genug ausgedruckt?»

Bolitho bemerkte, da? er unbewu?t die Hande zusammenpre?te und wieder lockerte. Seine Wunde begann wieder zu pochen, und er mu?te zu Boden schauen, bis sein Kopf endlich klar wurde.

Dumaresq sagte:»Sie werden sich an die ersten Schusse auf den Spanier erinnern — aus einer einzelnen Kanone auf der Westseite des Hugels. Die Schusse waren absichtlich schlecht gezielt, um die Eindringlinge in die Falle hineinzulocken. Als der Spanier dann an dem entscheidenden Punkt vorbei war, setzten sie ihre versteckte Batterie auf dem Hugel ein und verwendeten gluhende Kugeln, um Panik und anschlie?ende Kapitulation zu erzwingen. Dies gibt Ihnen eine Vorstellung von Garricks Schlaue. Er riskierte lieber, das Schiff in Brand zu schie?en, als es in seine sorgfaltig zusammengekaufte Flottille einbrechen zu lassen. Don Carlos ware bei einer normalen Beschie?ung wirklich weiter vorgedrungen, wenn ich auch bezweifle, da? er am Ende siegreich geblieben ware.»

Uber ihren Kopfen waren Schritte zu horen, und Bolitho konnte sich denken, da? sich die von ihren Offizieren alleingelassenen Leute der Wache neugierig fragten, welche Plane dort unten ausgeheckt wurden und wer dafur spater mit seinem Leben bezahlen mu?te. Au?erdem sah Bolitho das abgedunkelte Schiff vor sich, wie es unter wenigen Segeln durch die finstere Nacht geisterte.

«Morgen wird Garrick uns immer noch beobachten und uberlegen, was wir vorhaben. Wir werden tagsuber weiter auf- und abpatrouillieren und nichts sonst. Das wird zweierlei bewirken: Garrick zeigt es, da? wir Verstarkung erwarten und au?erdem nicht die Absicht haben zu verschwinden. Er wird wissen, da? seine Uhr ablauft, und daher versuchen, die Entscheidung voranzutreiben.»

Gulliver fragte besorgt:»Ware das nicht der falsche Weg, Sir? Warum lassen wir ihn nicht in Ruhe und warten auf das Geschwader?»

«Weil ich nicht glaube, da? das Geschwader kommt. «Dumaresq hielt dem erstaunten Blick des Masters gelassen stand.»Es ist gut moglich, da? Fitzpatrick, der stellvertretende Gouverneur, meinen Bericht zuruckhalt, bis er seiner Verantwortung enthoben ist. Dann aber ware es zu spat. «Er schenkte ihm ein kleines Lacheln.»Es hat keinen Zweck, Mr. Gulliver, Sie mussen Ihr Schicksal auf sich nehmen, wie auch ich es tue.»

Palliser fragte:»Wir gegen einen Vierundvierziger, Sir? Und ich zweifle nicht, da? auch Garricks ubrige Fahrzeuge gut armiert und in Gefechtstaktik erfahren sind.»

Dumaresq schien der Diskussion mehr und mehr uberdrussig zu werden.»Morgen nacht werde ich dicht an die Insel herangehen und vier Boote aussetzen. Ich kann es nicht wagen, selber die Einfahrt zu erzwingen, und das wei? Garrick. Seine Kanonen sind auf das Fahrwasser gerichtet, soda? ich aufjeden Fall im Nachteil ware.»

Bolitho fuhlte, da? sich sein Magen zusammenzog. Eine Landeaktion also. So etwas war immer schwierig und weitgehend Gluckssache, selbst mit den erfahrensten Leuten.

Dumaresq fuhr fort:»Einzelheiten werde ich mit Ihnen besprechen, wenn wir sehen, wie der Wind uns unterstutzt. Vorweg kann ich schon sagen: Mr. Palliser ubernimmt den Kutter und die Jolle und landet an der Sudostspitze der Insel. Das ist der am besten geschutzte Teil, und niemand wird hier einen Angriff erwarten. Mr. Palliser wird unterstutzt von Mr. Rhodes, Fahnrich Henderson und…«Seine Augen wanderten langsam zu Slade,»… von unserem altesten Steuermannsmaaten.»

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