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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 31


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Rhodes wurde gemeinsam aus dem Hause getragen und in eine der wartenden Kutschen gelegt, wo er selig lachelnd weiterschlief.

Palliser murmelte:»Elende Schande!»

Colpoys, den nur seine Eitelkeit davor bewahrt hatte, wie Rhodes zusammenzuklappen, lallte mit schwerer Zunge:»Wunderbarer Abend, Madam. «Als er sich uber Mrs. Egmonts Hand beugte, fiel er beinahe vornuber.

Egmont sagte scharf:»Du gehst besser hinein, Aurora, es wird schon feucht und kuhl.»

Bolitho sah sie an. Aurora — welch wunderbarer Name. Er holte seinen Hut und machte Anstalten, den anderen zu folgen.

«Nun, Leutnant, haben Sie mir gar nichts zu sagen?»

Sie sah ihn an, wie sie es bei ihrer ersten Begegnung getan hatte, den Kopf leicht zur Seite geneigt.

«Verzeihung, Madam.»

Sie streckte ihm die Hand hin.»Entschuldigen Sie sich nicht so oft. Ich wollte, wir hatten mehr Zeit gehabt, miteinander zu reden, aber es waren zu viele Leute da. «Sie warf den Kopf zuruck, und die rubinen-besetzten Schwanzfedern des Schmuckvogels tanzten uber ihrem Busen.»Hoffentlich haben Sie sich nicht zu sehr gelangweilt.»

Bolitho bemerkte, da? sie den langen wei?en Handschuh ausgezogen hatte, bevor sie ihm die Rechte bot.

Er hielt ihre Finger und sagte:»Ich habe mich nicht gelangweilt, ich war unglucklich. Das ist ein Unterschied.»

Sie zog die Hand zuruck; Bolitho furchtete, er hatte durch seine Plumpheit alles zerstort. Aber Mrs. Egmont warf nur einen Blick auf ihren Mann, der Bulkleys Abschiedsworten zuhorte: dann sagte sie mit weicher Stimme:»Wir durfen Sie nicht unglucklich sein lassen, Leutnant, nicht wahr?«Sie sah ihn an, und ihre Augen strahlten.»Das wurde ich nie tun.»

Bolitho verbeugte sich und murmelte:»Wann darf ich Sie wiedersehen?»

Egmont rief ihm zu:»Kommen Sie, die anderen sind schon gegangen!»

Er schuttelte Bolithos Hand.»Halten Sie Ihren Kommandanten nicht auf, das lohnt sich nicht.»

Bolitho ging zu einer der wartenden Kutschen und kletterte hinein. Aurora wu?te also Bescheid und verstand ihn. Nach allem, was er mit angehort hatte, wurde sie einen Freund brauchen. Er starrte blicklos in die Dunkelheit, horte noch ihre Stimme, fuhlte wieder den warmen Druck ihrer Finger.»Aurora. «Erschrocken fuhr er hoch, als er merkte, da? er ihren Namen laut ausgesprochen hatte.

Aber er brauchte sich nicht zu beunruhigen. Alle seine Gefahrten waren fest eingeschlafen.

Sie wand sich in seinen Armen, lachend und zugleich aufreizend, als er sie festzuhalten, ihre nackten Schultern mit Kussen zu bedecken versuchte.

Bolitho fuhr keuchend und mit jagendem Puls in seiner Koje hoch, weil ihm eine Laterne direkt ins Gesicht leuchtete. Es war Yeames, der Steuermannsmaat, der die Verwirrung des Leutnants und sein langsames Erwachen neugierig beobachtete. Bolitho fragte:»Welche Zeit haben wir?»

Yeames grinste mitleidlos.»Es ist fruher Morgen, Sir. Die Manner haben gerade die Sandsteine zum Deckschrubben geholt. «Wie nebenbei setzte er hinzu:»Der Kommandant wunscht Sie zu sehen.»

Bolitho rollte sich aus der Koje und sprang beidbeinig auf, damit er nicht etwa umfiel. Die kurze Erfrischung auf Egmonts Terrasse war vergessen; sein Kopf kam ihm vor wie ein Ambo?, auf dem eifrig herumgehammert wurde, au?erdem hatte er einen scheu?lichen Geschmack im Mund.

Fruher Morgen, hatte Yeames gesagt. Also hatte er nur zwei Stunden in seiner Koje gelegen.

In der Nachbarkammer horte er Rhodes achzen und stohnen und dann aufschreien, als ein unbekannter Matrose etwas Schweres auf das Achterdeck uber seinem Kopf fallenlie?. Yeames drangte Bolitho:»Sie sollten sich beeilen, Sir!«Bolitho zog die Kniehose an und griff nach seinem Hemd, das irgendwo in einer Ecke des kleinen Raumes lag.»Gibt's Arger?»

Yeames zuckte die Schultern.»Hangt davon ab, was Sie als Arger bezeichnen, Sir.»

Fur ihn war Bolitho immer noch eine unbekannte Gro?e. Sein Wissen mit ihm zu teilen, nur weil Bolitho beunruhigt war, mu?te ihm toricht vorkommen.

Bolitho fand seinen Hut und eilte, wahrend er noch seinen Rock anzog, durch die Messe nach achtern zur Kapitanskajute.

Der Posten davor rief:»Der Dritte Offizier, Sir!«Macmillan, der Kommandantensteward, ri? die Lamellentur auf, als ob er dahinter schon gewartet hatte.

Bolitho ging zum achteren Teil der Kajute durch und sah Dumaresq an den Heckfenstern stehen: das Haar wirr und seine Kleider so unordentlich, als hatte er keine Zeit gehabt, sich nach der Ruckkehr aus

Egmonts Haus umzuziehen. In einer Ecke neben den Seitenfenstern kratzte Spillane, der neuernannte Schreiber, mit seiner Feder und tat, als wundere es ihn nicht, zu so fruher Stunde gerufen worden zu sein. Die beiden anderen Anwesenden waren Gulliver, der Master, und Midshipman Jury.

Dumaresq warf Bolitho einen Blick zu.»Sie sollten sofort kommen. Ich verlange nicht, da? meine Offiziere sich wie fur einen Ball herausputzen, wenn ich sie brauche!»

Bolitho schaute auf sein zerknautschtes Hemd und die verdrehten Strumpfe hinunter. Da er den Hut unter den Arm geklemmt trug, hingen ihm die Haare so ins Gesicht, wie sie zuvor auf dem Kopfkissen gelegen hatten. Er sah wohl kaum aus wie fur einen Ball herausgeputzt.

Dumaresq sagte:»Wahrend meiner Abwesenheit an Land ist Ihr Matrose Murray desertiert. Er war nicht in seiner Zelle, sondern auf dem Weg zum Krankenrevier, weil er uber starke Magenschmerzen klagte. «Er verlagerte seinen Zorn auf den Master.»Gott verdamm-mich, Mr. Gulliver, es war doch klar, was Murray vorhatte!»

Gulliver feuchtete seine Lippen an.»Ich hatte das Kommando uber das Schiff, Sir, und sah keinen Grund, Murray leiden zu lassen, zumal der Mann noch nicht schuldig befunden war.»

Midshipman Jury sagte:»Die Meldung ist von mir nach achtern gebracht worden, Sir. Es war meine Schuld.»

Dumaresq fuhr ihm brusk uber den Mund:»Sie reden nur, wenn Sie gefragt werden! Sie hatten keine Schuld, denn Kadetten tragen noch keine Verantwortung. Dazu besitzen Sie weder den Verstand noch die Erfahrung. «Sein Blick kehrte zu Gulliver zuruck.»Erzahlen Sie Mr. Bolitho den Rest.»

Gullivers Stimme klang belegt.»Der Schiffskorporal begleitete Murray und wurde von ihm niedergeschlagen. Murray sprang uber Bord und schwamm an Land, bevor Alarm geschlagen werden konnte. «Er schien beleidigt, weil er seine Erklarung fur einen so jungen Leutnant wiederholen mu?te.

Dumaresq sagte:»So ist das also. Ihr Vertrauen in den Mann war ungerechtfertigt. Er floh vor der Prugelstrafe. Aber wenn wir ihn jetzt fangen, mu? er hangen. «Er schaute Spillane an.»Schreiben Sie ins Logbuch: >Desertiert

Bolitho bemerkte Jurys bekummerte Miene. Es gab nur drei Moglichkeiten fur einen Mann, die Marine zu verlassen: R, D oder DD im Logbuch. R bedeutete Run (desertiert), D stand fur Discharged (gestrichen wegen Untauglichkeit), DD fur Discharged-Dead (gestrichen — tot). Murrays nachste Eintragung wurde die letzte fur ihn sein: DD, also gestrichen — tot.

Und alles wegen einer Uhr. Aber trotz seiner Enttauschung uber Murray war Bolitho seltsam erleichtert. Es drohte keine Auspeitschung des Mannes mehr, den er mochte und der Jury das Leben gerettet hatte. Und auch was hinterherkam, dieses Nachspiel von Bitterkeit und Mi?trauen, war vermieden, wenn die Flucht gelang.

Dumaresq sagte langsam:»Genug davon. Mr. Bolitho, Sie bleiben bitte noch. Die anderen konnen weitermachen.»

Macmillan schlo? die Tur hinter Jury und Gulliver. Die steifen Schultern des Masters druckten seine Emporung aus.

Dumaresq fragte:»Sie meinen, ich sei zu hart? Aber nur so kann verhangnisvolle Weichheit spater vermieden werden. «Er hatte sich so schnell beruhigt, wie nur er es konnte. Ohne sichtbare Anstrengung schuttelte er den Zorn von sich ab.»Ich bin erfreut, da? Sie gestern abend eine gute Figur gemacht haben, Mr. Bolitho. Ich hoffe, Sie haben Augen und Ohren offengehalten.»

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