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Die Feuertaufe: Richard Bolitho - Fahnrich zur See - Kent Alexander - Страница 14


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«Kompliment von Mr. Verling, Sir. Vorlaufig noch nicht laden!»

«Was ist denn los?«blaffte Tergorren.

«Ausguck hat zwei Schiffe bei der Landspitze vor Anker gemeldet, Sir.»

Sein Selbstvertrauen wuchs in dem Bewu?tsein, da? alle diese schattenhaften Gestalten ihm aufmerksam zuhorten und neugierig waren, was in der Oberwelt vor sich ging.

«Der Kapitan hat befohlen, da? die Barkentine Segel setzen und rekognoszieren soll, Sir.»

Der Geschutzfuhrer neben Bolitho gab seiner Mannschaft Erklarungen:»Ich kenne diese Gewasser, Jungs. Uberall Riffe und Untiefen. Unser Kapitan hat bestimmt schon zwei gute Manner auf Lotstation, die regelma?ig die Tiefe nehmen. Wir mussen uns richtig in die Kuste hineintasten.»

Bolitho horte nicht weiter hin. Er dachte an die aufgegebene Barkentine und an den toten Mann in ihrer Kajute. Ob wohl Tergorren deshalb so schlechter Laune war, weil ein anderer das Kommando uber die Athen bekommen hatte?

Der Dritte Leutnant, Tergorrens unmittelbarer Vorgesetzter, kommandierte sie statt seiner, und Grenfell, der dienstalteste Midshipman, war sein Adjutant. Wenn alles gut ging, wurde dieses bi?chen Sonderverantwortung dem Midshipman auf dem Weg zu seiner Beforderung ein Stuck weiterhelfen. Bolitho freute sich fur ihn, wenn er ihn auch um seine Freiheit beneidete. Grenfell hatte sich seinerzeit alle Muhe gegeben, um ihm und den anderen unsicheren Neulingen den Anfang leichter zu machen. Es kam oft genug vor, da? sich Manner in Grenfells Stellung wie kleine Tyrannen benahmen.

Zwei Schiffe vor Anker, hatte Knibb gesagt. Piraten oder Sklavenhandler? Sie wurden beide einen schonen Schreck kriegen, wenn die Gorgon aufkreuzte.

Dumpfes Fu?getrampel von oben, und das Quietschen von Taljen und Blocken — die Segel wurden entsprechend der Kursanderung umgebra?t.

Er verlie? die Stuckpforte und stutzte sich auf das gro?e Spill, mit dem schwere Spieren oder Boote in Stellung gehievt wurden, und lauschte auf Tergorrens grobe Stimme, der mit Wellesley und Midshipman Pearce sprach. Auf der gegenuberliegenden Schiffsseite hoben sich jetzt die offenen Stuckpforten scharfer ab, und einen Moment lang glaubte Bolitho, da? ihn seine Augen tauschten: das Land schien sich der Gorgon entgegenzustrecken, um sie zu gru?en aber das war naturlich unmoglich, denn das Land lag ja, wie deutlich zu sehen, hier an seiner Seite. Doch plotzlich fiel ihm wieder ein, da? der Kapitan von einer Insel gesprochen hatte. Das mu?te sie sein, und das Schiff steuerte in die Enge zwischen Insel und Festland hinein. Die ankernden Schiffe mu?ten direkt voraus liegen, so da? sie von den beiden Geschutzdecks aus nicht zu sehen waren.

Tergorren sagte eben:»Seht mal, da steht ja eine Festung auf der Insel. Mu? so alt sein wie Moses. «Er lachte glucksend.»Wartet blo?, bis ihr die schwarzen Weiber zu sehen kriegt. Manche sind so schon wie. . «Er kam nicht weiter.

Bolitho sah etwas uber die kabbelige, landein stromende See springen erst dachte er, es sei ein Delphin, aber dann horte er, weit weg, das Drohnen einer Explosion. Die Linie der wei? beschaumten, anbrechenden Wellen war auf einmal nicht mehr da, und unter einem Chor von Schreien und Fluchen schlug eine gro?e Kanonenkugel hart neben dem Schiffsrumpf ein.

Unglaubig brullte der alte Geschutzfuhrer:»Diese Teufels-bande hat uns zuerst beschossen, bei Gott!»

Das ganze Schiff wurde lebendig. Ein Tohuwabohu von Befehlen. . Eine Trompete gellte ein Signal fur die Seesoldaten. . Taljen knarrten, die Haltegiens der schweren Geschutze wurden angeholt, und dann kam der Ruf:»Alle Geschutze laden und klar zum Ausrennen! Steuerbordbatterie feuert zuerst!»

Tergorren starrte auf die Kniehose des Gefechtslaufers, die sich kreidewei? vom dunklen Niedergang abhob; anscheinend konnte er nicht glauben, was er da gehort hatte.

Aber dann stie? er einen Grunzer aus und brullte:»Steuerbordbatterie klar zum Laden!»

Der Matrose Fairweather rannte hinter Bolitho her zur Gegenseite, wo die halbnackten Geschutzbedienungen die machtigen Pulverkartuschen und die Pfropfen in die Rohre rammten und die Geschutzfuhrer an den Halterungen standen und sich die Kugeln aussuchten, tastend ihre Rundung prufend; mancher schliff sogar noch schnell eine rauhe Stelle nach, ehe er sie zum Einrammen und Bepfropfen an die wartende Mannschaft weitergab.

Nacheinander kamen die Handzeichen von den einzelnen Geschutzen, und aller Augen waren auf den bulligen Leutnant gerichtet.

«Alles geladen, Sir!»

«Ausfahren!»

Die Manner warfen sich auf die Taljen und verholten die schweren Geschutze zu den offenen Stuckpforten; jedes einzelne Haltegien protestierte quietschend wie ein Schwein, das zum Markt soll.

Eine Stimme gellte:»Steuerbord klar zum Feuern! Maximale Elevation, Abziehen bei steigendem Rumpf!»

Ein Deckoffizier versetzte einem Matrosen einen so heftigen Sto? gegen die Schulter, da? dieser hochsprang wie von einer Kugel getroffen.

«Wickel dir dein Halstuch um die Ohren, Mensch, wenn du nicht dein Leben lang taub sein willst!»

Er blinzelte Bolitho zu. Vermutlich war die Warnung fur ihn bestimmt gewesen; aber sogar Midshipmen haben Anspruch auf ein bi?chen Respekt.

«Klar zum Schu?!»

Das Schiff rollte unter dem Einflu? von Wind und Ruder, und hinter jeder Kanone kauerte der Geschutzfuhrer, das Auge uber das lange schwarze Rohr zum Himmel und zur Festung gerichtet.

«Feuer!»

V Wechselndes Kriegsgluck

Von Deck zu Deck wurde der Feuerbefehl weitergegeben. Jeder Geschutzfuhrer stie? seine Lunte ins Zundloch und sprang zur Seite. Nur ein Sekundenbruchteil, aber Bolitho, der zwischen zwei Zweiunddrei?igpfundern stand, kam es wie eine Ewigkeit vor. Nur einen Augenblick — aber der wollte kein Ende nehmen sah er das alles wie ein Gemalde, kristallklar, wie inmitten der Bewegung erstarrt: die nackten Rucken der Seeleute, die gebuckt an den Taljen standen oder mit Handspeichen arbeiteten; die einzelnen Geschutzfuhrer, den Blick in grimmiger Konzentration nur auf die eigene Stuckpforte und das Ziel gerichtet. Und durch jede der quadratischen Stuckpforten sah man die Festung in der Sonne liegen, unter dem bleichen Himmel, uber den auch nicht das kleinste Federwolkchen zog.

Und dann auf einmal war alles anders. Das untere Geschutzdeck schien zu bersten, der Schiffsrumpf bockte, als hatte ihn eine Lawine gestreift. Ein Geschutz nach dem anderen rannte donnernd auf seiner Lagerung zuruck, die Mannschaft sturzte sich darauf, um das Rohr mit dem Schwamm auszuputzen, die neue Pulverkartusche und die nachste mattglanzende Kugel hineinzurammen. Der Wind erfa?te den dicken Pulverqualm, trieb ihn in Wolken am Schiff vorbei, bis er die Festung einhullte und den klaren Himmel mit braunem Nebel bedeckte.

«Entluftungen stopfen! Ausputzen! Laden!«brullte Tergorren. Aber seine Stimme klang, als kame sie durch einen Vorhang, denn die erste Salve hatte alle Trommelfelle bis fast zur Taubheit gelahmt.

Doch war deutlich zu sehen, wie das Abfeuern der Steuerbordbatterie auf die Manner wirkte. Die Nervositat der ersten Minuten war verflogen; statt dessen lag so etwas wie grimmige Wildheit in der Luft. Triumphierend grinsten sich die Geschutzbedienungen an und schwenkten die Arme wie Kinder, die einander durch Gesten und Handzeichen aufregende Dinge mitzuteilen haben. Das war kein blo?es Geschutzexerzieren wie sonst, das war Wirklicheit, ernsthaftes Schie?en.

«Ausrennen!»

Aufs neue knarrten und quietschten die Haltegiens an beiden Decks, wutend sturzten sich die Mannschaften an die Taljen, jede wollte ihr Geschutz als erstes drau?en haben.

«Jetzt werden sie eine andere Melodie pfeifen, beim Himmel!«rief Wellesley aufgeregt. Und Tergorren erganzte knurrend:»Wer sie auch immer sein mogen, verdammt!»

Wahrend die Mannschaften in Erwartung des Feuerbefehls uber die elevierten Rohre starrten, horte Bolitho oben das Trampeln der Matrosen beim Segelmanover. Die Gorgon mu?te einen gro?artigen Anblick bieten, aber dafur hatte wohl im Moment kaum jemand Sinn. Zweifellos mu?te sie unter verkurzten Segeln und mit ihren in der Morgensonne blitzenden Kanonen schon dicht unter der Kuste sein. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wer das Schiff beschossen hatte, oder warum — aber das war ihm, wie er zu seiner eigenen Uberraschung feststellte, auch ganz gleichgultig. In diesen kurzen Minuten war das ganze Schiff mit allen Mannern darin zu einer Einheit geworden.

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