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Faust - Goethe Johann Wolfgang - Страница 7


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Aus dem hohlen finstern Tor

Dringt ein buntes Gewimmel hervor.

Jeder sonnt sich heute so gern.

Sie feiern die Auferstehung des Herrn,

Denn sie sind selber auferstanden,

Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,

Aus Handwerks — und Gewerbesbanden,

Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,

Aus der Straßen quetschender Enge,

Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht

Sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge

Durch die Gärten und Felder zerschlägt,

Wie der Fluß, in Breit und Länge

So manchen lustigen Nachen bewegt,

Und bis zum Sinken überladen

Entfernt sich dieser letzte Kahn.

Selbst von des Berges fernen Pfaden

Blinken uns farbige Kleider an.

Ich höre schon des Dorfs Getümmel,

Hier ist des Volkes wahrer Himmel,

Zufrieden jauchzet groß und klein:

Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!

WAGNER:

Mit Euch, Herr Doktor, zu spazieren

Ist ehrenvoll und ist Gewinn;

Doch würd ich nicht allein mich her verlieren,

Weil ich ein Feind von allem Rohen bin.

Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben

Ist mir ein gar verhaßter Klang;

Sie toben wie vom bösen Geist getrieben

Und nennen's Freude. nennen's Gesang.

Bauern unter der Linde. Tanz und Gesang.

Der Schäfer putzte sich zum Tanz,

Mit bunter Jacke, Band und Kranz,

Schmuck war er angezogen.

Schon um die Linde war es voll,

Und alles tanzte schon wie toll.

Juchhe! Juchhe!

Juchheisa! Heisa! He!

So ging der Fiedelbogen.

Er drückte hastig sich heran,

Da stieß er an ein Mädchen an

Mit seinem Ellenbogen;

Die frische Dirne kehrt, sich um

Und sagte: Nun, das find ich dumm!

Juchhe! Juchhe!

Juchheisa! Heisa! He!

Seid nicht so ungezogen!

Doch hurtig in dem Kreise ging's,

Sie tanzten rechts, sie tanzten links,

Und alle Röcke flogen.

Sie wurden rot, sie wurden warm

Und ruhten atmend Arm in Arm,

Juchhe! Juchhe!

Juchheisa! Heisa! He!

Und Hüft an Ellenbogen.

Und tu mir doch nicht so vertraut!

Wie mancher hat nicht seine Braut

Belogen und betrogen!

Er schmeichelte sie doch bei Seit,

Und von der Linde scholl es weit:

Juchhe! Juchhe!

Juchheisa! Heisa! He!

Geschrei und Fiedelbogen.

ALTER BAUER:

Herr Doktor, das ist schön von Euch,

Daß Ihr uns heute nicht verschmäht,

Und unter dieses Volksgedräng,

Als ein so Hochgelahrter, geht.

So nehmet auch den schönsten Krug,

Den wir mit frischem Trunk gefüllt,

Ich bring ihn zu und wünsche laut,

Daß er nicht nur den Durst Euch stillt:

Die Zahl der Tropfen, die er hegt,

Sei Euren Tagen zugelegt.

FAUST:

Ich nehme den Erquickungstrank

Enwidr' euch allen Heil und Dank.

(Das Volk sammelt sich im Kreis umher.)

ALTER BAUER:

Fürwahr, es ist sehr wohl getan,

Daß Ihr am frohen Tag erscheint;

Habt Ihr es vormals doch mit uns

An bösen Tagen gut gemeint!

Gar mancher steht lebendig hier

Den Euer Vater noch zuletzt

Der heißen Fieberwut entriß,

Als er der Seuche Ziel gesetzt.

Auch damals Ihr, ein junger Mann,

Ihr gingt in jedes Krankenhaus,

Gar manche Leiche trug man fort,

Ihr aber kamt gesund heraus,

Bestandet manche harte Proben;

Dem Helfer half der Helfer droben.

ALLE:

Gesundheit dem bewährten Mann,

Daß er noch lange helfen kann!

FAUST:

Vor jenem droben steht gebückt,

Der helfen lehrt und Hülfe schickt.

Er geht mit Wagnern weiter.

WAGNER:

Welch ein Gefühl mußt du, o großer Mann,

Bei der Verehrung dieser Menge haben!

O glücklich, wer von seinen Gaben

Solch einen Vorteil ziehen kann!

Der Vater zeigt dich seinem Knaben,

Ein jeder fragt und drängt und eilt,

Die Fiedel stockt, der Tänzer weilt.

Du gehst, in Reihen stehen sie,

Die Mützen fliegen in die Höh;

Und wenig fehlt, so beugten sich die Knie,

Als käm das Venerabile.

FAUST:

Nur wenig Schritte noch hinauf zu jenem Stein,

Hier wollen wir von unsrer Wandrung rasten.

Hier saß ich oft gedankenvoll allein

Und quälte mich mit Beten und mit Fasten.

An Hoffnung reich, im Glauben fest,

Mit Tränen, Seufzen, Händeringen

Dacht ich das Ende jener Pest

Vom Herrn des Himmels zu erzwingen.

Der Menge Beifall tönt mir nun wie Hohn.

O könntest du in meinem Innern lesen,

Wie wenig Vater und Sohn

Solch eines Ruhmes wert gewesen!

Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann,

Der über die Natur und ihre heil'gen Kreise

In Redlichkeit, jedoch auf seine Weise,

Mit grillenhafter Mühe sann;

Der, in Gesellschaft von Adepten,

Sich in die schwarze Küche schloß,

Und, nach unendlichen Rezepten,

Das Widrige zusammengoß.

Da ward ein roter Leu, ein kühner Freier,

Im lauen Bad der Lilie vermählt,

Und beide dann mit offnem Flammenfeuer

Aus einem Brautgemach ins andere gequält.

Erschien darauf mit bunten Farben

Die junge Königin im Glas,

Hier war die Arzenei, die Patienten starben,

Und niemand fragte: wer genas?

So haben wir mit höllischen Latwergen

In diesen Tälern, diesen Bergen

Weit schlimmer als die Pest getobt.

Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben:

Sie welkten hin, ich muß erleben,

Daß man die frechen Mörder lobt.

WAGNER:

Wie könnt Ihr Euch darum betrüben!

Tut nicht ein braver Mann genug,

Die Kunst, die man ihm übertrug,

Gewissenhaft und pünktlich auszuüben?

Wenn du als Jüngling deinen Vater ehrst,

So wirst du gern von ihm empfangen;

Wenn du als Mann die Wissenschaft vermehrst,

So kann dein Sohn zu höhrem Ziel gelangen.

FAUST:

O glücklich, wer noch hoffen kann,

Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!

Was man nicht weiß, das eben brauchte man,

Und was man weiß, kann man nicht brauchen.

Doch laß uns dieser Stunde schönes Gut

Durch solchen Trübsinn nicht verkümmern!

Betrachte, wie in Abendsonne-Glut

Die grünumgebnen Hütten schimmern.

Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt,

Dort eilt sie hin und fördert neues Leben.

O daß kein Flügel mich vom Boden hebt

Ihr nach und immer nach zu streben!

Ich säh im ewigen Abendstrahl

Die stille Welt zu meinen Füßen,

Entzündet alle Höhn beruhigt jedes Tal,

Den Silberbach in goldne Ströme fließen.

Nicht hemmte dann den göttergleichen Lauf

Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten;

Schon tut das Meer sich mit erwärmten Buchten

Vor den erstaunten Augen auf.

Doch scheint die Göttin endlich wegzusinken;

Allein der neue Trieb erwacht,

Ich eile fort, ihr ew'ges Licht zu trinken,

Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht,

Den Himmel über mir und unter mir die Wellen.

Ein schöner Traum, indessen sie entweicht.

Ach! zu des Geistes Flügeln wird so leicht

Kein körperlicher Flügel sich gesellen.

Doch ist es jedem eingeboren

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